
Wanda ACHSEL

Heinrich ADAM

Heinrich Wilhelm ADLER

Dr. Helmut Otto ANTONIUS

Julius ANTONIUS

Tom BELLING jr.

Dipl. Ing. Benno BRAUSEWETTER

Ing. Viktor BRAUSEWETTER

Dr. Walter Ernst BERNHEIMER

Tina BLAU (verh. Lang)

Wilhelm Ludwig Freiherr von BOTHMER

Edgar Ernst Leon CALLE

Dr. Wilhelm DANTINE

Auguste DILLINGER

Andreas DILLINGER

Paula DILLINGER

Wilhelm DWORACZEK (Pseudonym: Paul Wilhelm)

Dr. Johann Karl EGLI

Siegmund EIBENSCHÜTZ

Karl Franz ENSLEIN

DDr. Gustav ENTZ

Franz FARGA

Emilie FLÖGE

Helene FLÖGE

Hermann FLÖGE

Rudolf Freiherr von FRANZ

Egon FRIEDELL (eigentlich: Friedmann)

Melanie FRUTSCHNIGG

Edmund Ritter von GAYER

Gotthold GÖHRING

Ludwig Ferdinand GRAF

Dr. Theodor Ritter von GUNESCH

Otto GÜNTHER

Emil GUTTMANN

Robert HAARDT

Dr. Wilhelm HAARDT

Franz Martin HABERDITZL

Rudolf HAFNER

Friedrich HAHNEL (genannt: Lisetti)

Dr. Egon HAJEK (Pseudonym: Egon Hain)

Helga HARTMANN

Martin HASSFURTHER

Otto HAUSER (Pseudonym: Ferdinand Büttner)

Dr. Friedrich (von) HAYMERLE

Franz Josef Freiherr von HAYMERLE

Ludwig HEVESI

Karl HIESS (ß)

Matthias HOFHERR

Franz Ritter von HÖHNEL

Johanna (Hansi) JARNO

Oskar JASCHA

Friedrich JASPER

Gerhard JAX

Erich Adolf JOHANNY

Dr. Josef KALLBRUNNER

Dr. Fritz KERNER von MARILAUN

Hermann Potočnik NOORDNUNG

Nicolai KOBELKOFF

Max KOFFMAHN

Karl KOLARIK

Josef KOLDER

Anny KONETZNI (eigentlich Konerczny)

Polly KOSS ( verheiratete GUTTMANN)

Rudolf KRISTOFICS - BINDER

Tilly KUTSCHERA

Siegmund L´ALLEMAND

Hermine (Minnie) LANGHEIN

Theodor Edler von LERCH

Otto LETITZKY (genannt Scadelli)

Josef LEWINSKY

Olga LEWINSKY (geborene Precheisen)

Dr. Georg LOTHEISSEN

Dr. Wolfgang LOTHEISSEN

Dipl. Ing. Dr. Franz MAGYAR

Hans MASSMANN

Heinrich MEDER

Otto Maria MIETHKE - GUTENEGG

Viktoria (Anna) MODL (geborene Belling )

Robert Rudolf MOESSEN

Dr. Edmund MOJSISOVICS Edler von Mojsvar

Max MONSKY

Gustav MÜNSTEDT

Franz NAVAL (eigentlich: Pogacnik)

Eugen NEUFELD

Gustav PAPPENHEIM

Dr. Karl PEUCKER

Waldemar PORAK de VARNA

Ludwig PRETSCHER

Julius PRICE

Ernst PRÖCKL

Dr. Stefanie PROHASKA - NADHERNI

Johann RATHAUSKY

Gustav Adolf RAUPENSTRAUCH

Dr. Hermann REITZER

Paul (Johann) RESS

Volkmar ROGLER

Alfred ROLLER

Dr. Otto ROMMEL

Georg RUKOWANSKY

Dr. Alfred SAXL

Dipl. Ing. Dr. Alexander SCHAAF

Friedrich Otto SCHACK

Theodor Heinrich Otto SCHÄFFLER

Georg Adam SCHEID

Theodor Edmund SCHMIDT

Fritz SCHRÖDTER

Paul Ignatz SCHÜTZ (Pseudonym: Konrad PAULIS)

Gustav SCHÜTZ

Gustav SIEGE

Dr. Erich STÖKL

Gustav P. STOLLWERCK

Dipl. Ing., Dr. Georg von STRAKOSCH - FELDRINGEN

Siegfried von STRAKOSCH - FELDRINGEN

Robert STREIT

Dr. Johann Michael S(z)ebereny

Ing. Andor TELEKI

Hans TEMPLE

Otto THIENEMANN

Georg TRAAR

Julius TRAUTZL

Mag. Dr. Emil van TONGEL

Dr. Hermann VETTERS

DDr. Karl VÖLKER

Dr. Albert WIEDMANN

Dr. Edgar WITZ - OBERLIN

Carl Alphons ( Charles Alphonse) WITZ - OBERLIN

Jakob WOLFER

DDr. Paul von ZIMMERMANN

Dr. Adolf ZSIGMONDY

Dr. Emil ZSIGMONDY

Dr. Karl ZSIGMONDY

Dr. Otto ZSIGMONDY

Gustav ZWERNEMANN
-
Wanda ACHSEL
Sängerin
geb.: 12. 10. 1886, Berlin
gest.: 3. 08. 1977, Wien
Wanda Achsel erhielt nach der Absolvierung der Ullrich´schen Schule für Höhere Töchter ihre Ausbildung bei Laura Détschy in Berlin und debütierte 1910 in der Berliner Sommeroper als Elsa in Lohengrin von Richard Wagner. Nach Engagements am Stadttheater Würzburg bzw. dem Opernhaus in Köln, war die Sängerin von 1923 bis 1939 an der Wiener Staatsoper beschäftigt. 1923 sang sie in der Premiere von Fredegundis von Franz Schmidt die Titelpartie. Die geschätzte lyrisch - dramatische Sopranistin hatte ein breit gefächertes Repertoire das so unterschiedliche Rollen wie die Butterfly oder Mimi mit Elisabeth (Tannhäuser) und Sieglinde vereinte. Sie engagierte sich für die zeitgenössische Oper und sang die Marie (Wozzek), Komponist (Ariadne) und Octavian (Rosenkavalier) oder an der Seite von Richard Tauber 1937 bei der Erstaufführung von Bernhard Paumgartners „Rossini in Neapel“.
Gastspiele führten die Künstlerin nach den Niederlanden, Polen, der Tschechoslowakei und Jugoslawien. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1926 die Rosalinde in der „Fledermaus“.
Nach dem Ende ihrer Karriere betätigte sie sich als Gesangspädagogin.
Bamberger Richard, Maier-Bruck Franz: Österreich Lexikon, Bd. 1, Wien 1966, S. 13
Kutsch Karl J., Riemens Leo: Großes Sängerlexikon, Bd. 1, Bern 1987, S. 6 -
Heinrich ADAM
Architekt, Gemeinderat
geb.: 18. 03. 1839, Dierbach, Bayern
gest.: 29. 01. 1905, Wien
Nach seinem Studium bei Paul Langes in München ließ sich Heinrich Adam in Wien nieder und wurde 1869 Mitglied des Künstlerhauses. Einen wesentlichen Impuls für seine Karriere als Architekt bildete der Auftrag des Herzogs von Württemberg zum Bau von Schloss Cumberland in Gmunden am Traunsee. Nachdem dieser zur Zufriedenheit des Auftraggebers ausgefallen war, bekam er auch den Zuschlag, gemeinsam mit dem Münchner Architekten Arnold Zanetti an der Ringstraße das Wiener Stadtpalais (heute Hotel Imperial) des Herzog zu errichten. Von ihm stammten auch die Entwürfe für die Möbel und die Schmiedeeisenarbeiten in diesem Bauwerk.
Unter den weiteren in Wien errichteten Objekten sind das Palais Wahliss im Stil Ludwig XV in der Argentinierstraße (21) und das vorgesetzte Miethaus für Ernst und Anna Wahliss sowie der Habighof in der Wiedner Hauptstraße (15 - 17) hervorzuheben. Posthum wurden die Entwürfe zu den schmiedeeisernen Gittern für das Schwarzenbergpalais ausgeführt.
Zu den wichtigen Bauwerken des Architekten zählen das Palais Czaky in Preßburg (Pozsony) (Bratislava) und das Rathaus von Nagy- Kanizsa.
Heinrich Adam saß als Vertreter der Liberalen von 1887 bis 1896 im Wiener Gemeinderat und war in der Rathausbau - und Donauregulierungskommission vertreten. Für die Erste Österreichische Sparkasse arbeitete er als Schätzmeister.
Er engagierte sich in der Kirche und war Presbyter der evangelischen Gemeinde H.B.
Lit.:
Archiv der evangelischen Gemeinde A.B.: 1905
Akademie d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 1, Graz 1957, S. 4
Auszug aus dem Jahrbuch d. Stadt Wien, 77. Jg., Wien 1963, S. 215
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 1, Wien 1993, S. 10 -
Heinrich Wilhelm ADLER
Unternehmer
geb.: 5. 10. 1842
gest.: 25. 08. 1909, Wien
Heinrich Wilhelm Adler betrieb, nachdem er 1869 seine Unternehmung auf der Wieden gegründet hatte, unter der Firma „Adler H.W. & Cie“ im 10. Bezirk in der Rotenhofgasse seit 1891 eine Fabrik für Elektrotechnik, die auch eine Konzession für elektrische Beleuchtung hatte. Produziert wurden Telefone, Telegraphen, Blitzableiter, Feuermelder, Signaleinrichtungen für Schießstätten, aber auch medizinische Geräte, wie Elektrisier - und Influenzmaschinen.
In der OHG war neben H. W. Adler auch noch Ernst Anton Schaller zeichnungsberechtigt. Die Unternehmung expandierte und es entstand eine Filiale in Preßburg (Pozsony) unter der Firma Adler H.W. és Társa.
Nach dem Tod des Vaters übernahmen die Söhne Wilhelm (1870 - 1938) und Oskar die Unternehmung. Beide wurden mit dem Titel Kommerzialrat ausgezeichnet. Wilhelm Adler liegt im Grab des Vaters.
Lit.:
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1900, Teil III S. 297.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1909, Teil III S. 296.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1923 Teil II S. 3.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1923 Teil V Inserat.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1938, Teil II S. 1.
Waissenberger Robert: Wiener Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiel zukunftsweisenden Bauens, Wiener Schriften 38, Wien 1977, S. 87 -
Dr. Helmut Otto ANTONIUS
Zoologe
geb.: 21. 05. 1885, Wien
gest.: 9. 04. 1945, Wien
Der Sohn des evangelischen Pfarrers Julius Antonius studierte an der Wiener Universität Zoologie und Paläoontologie und wurde nach seiner Promotion Assistent bei Othenio Abel. Er habilitierte sich sowohl an der Universität (1919) als auch an der Hochschule für Bodenkultur (1921). Von 1924 bis 1945 war er Leiter des Tiergartens Schönbrunn. Es war sein Verdienst diesen von einer „Hofmenagerie“ in ein wissenschaftliches Institut umgewandelt zu haben. Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Interesses waren die Pferdezucht und Pferdekunde.
Zu seinen rund 200 wissenschaftlichen Arbeiten zählten Abhandlungen über „Die Stammesgeschichte der Haustiere“, „Gefangene Tiere“ und die „Tigerpferde“, die erst posthum veröffentlicht wurde.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österr. Biograph. Lexikon, Bd 1, Graz 1957, S. 25
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 1, Wien 1992, S. 124 -
Julius ANTONIUS
Pfarrer
geb.: 1858
gest.: 6. 01. 1934, Wien
Julius Antonius war seit 1894 Pfarrer in Wien und betreute die Expositur im 3. Bezirk, die sich zuerst am Rennweg und dann in der Schützengasse befand. Sie war zuständig für den 3., 10, 11. Bezirk. Er rückte schließlich zum Superintendenten Stellvertreter auf.
Neben der pfarrlichen Tätigkeit galt seine Liebe dem Lehramt, das er unter anderem Gymnasium in Döbling ausübte. Zu seinen Schülern zählte der spätere Unterrichtsminister Robert Kerber, der anlässlich des Ablebens ein persönliches Beileidsschreiben sandte.
1929 trat er in den Ruhestand.
Lit.:
Archiv der evangelischen Gemeinde A.B. Z 2/1934
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1900, Teil I, S. 121
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1909 Teil I 122
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1923 Teil V 104 -
Tom BELLING jr.
Clown
geb.: 2. 06. 1873, Wien
gest.: 19. 10. 1934, Wien
Er war der Sohn des berühmten amerikanischen Clowns Tom Belling (1843 - 1900), der die Figur des „Dummen August“ kreiert hatte und lange Zeit in Wien im Zirkus Renz aufgetreten war. Tom Belling jr. betätigte sich wie seine Brüder Gobert und Clemens als Clown und Kleintierdresseur. Er übernahm aber nicht die Rolle seines Vaters, diese fiel später seiner Frau Anna zu, sondern arbeitete in der Maske des Weißclowns, in der er weltweit Berühmtheit erlangte.
In dem Grab wurden auch seine Frau Anna (1875 - 1961) und seine Mutter Anna Catharine Belling geborene Stafford (1844 - 1906) bestattet.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 1, Wien 1992, S. 316
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 130 -
Dipl. Ing. Benno BRAUSEWETTER
Industrieller, Zivilingenieur
geb.: 6. 09. 1869, Wien
gest.: 22. 05. 1965, Wien
Der Sohn des Chefs der Firma Pittel & Brausewetter erbte vom Vater das Interesse für das Bauwesen. Das Studium an der Technischen Hochschule in Wien schloss er mit der II. Staatsprüfung ab und trat in die Firma des Vaters ein. Für die Unternehmung leitete er die Bauarbeiten an den Kraftwerksanlagen in Lend und im Gasteiner Tal bzw. an der Trisanna bei Landeck.
Nach dem Tod des Vaters übernahm er die Leitung des österreichischen Betonvereins, den er bis 1938 leitete und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt.
1932 wurde er Ehrenbürger der Technischen Hochschule und anlässlich des 50. Jahrestages seiner Staatsprüfung verlieh ihm die Technische Hochschule Wien 1944 für seine Verdienste den Diplomingenieur.
Der Staat ehrte den Baufachmann 1932 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Lit.:
Wiener Ztg. v. 6. 11. 1949, S. 4 -
Ing. Viktor BRAUSEWETTER
Bauunternehmer
geb.: 12. 09. 1845, Gumbinnen (Gussew) Preußen, heute Russland
gest.: 12. 03. 1926, Wien
Nach seinem Studium an der Technischen Hochschule in Hannover trat er in den Dienst der Baudirektion der Österreichischen Staatseisenbahngesellschaft. Zu seinen Tätigkeiten zählte die Trassierung der - mährisch - schlesischen Zentralbahn und der Wagtalbahn.
1879 gründete er mit Adolf Freiherr von Pittel die Betonbauunternehmung „Pittel & Brausewetter“ in Wien, die später auch in Sofia, Bielitz, Prag und Budapest Niederlassungen hatte. Zu den Bauausführung der Firma zählten Kanalisierungen, Brückenbauten, Wasserkraftwerke, wie die Bärenwerke im Fuschertal oder das Wiestalwerk in Salzburg sowie Festungs - und Industriebauten, wie die Festungen in Krakau und Przemysl, aber auch Thermalanlagen in den verschiedenen Kronländern.
Viktor Brausewetter war auch Seniorchef der Bauunternehmung E. Gärtner in Wien.
Anlässlich seines 80. Geburtstages erhielt der langjährige Präsident des österreichischen Betonvereins von der Technischen Hochschule Wien das Ehrendoktorat verliehen.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 1, Graz 1957, S. 109. Mentschl Josef, Otruba Gustav: Altösterreichische Unternehmer, Wien 1969, S. 88. Waissenberger Robert: Wiens Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiele zukunftsweisenden Bauens, Wiener Schriften Heft 38, Wien 1977, 78f. -
Dr. Walter Ernst BERNHEIMER
Astronom
geb.: 8. 12. 1892, Wien
gest.: 14. 12. 1937, Wien
Der international bekannte Astronom war Mitarbeiter an der Universitätssternwarte in Wien und Titularextraordinarius an der Universität Wien. Zahlreiche Publikationen über die Sonnenstrahlung und Helligkeitsmessungen von Kometen, Nebeln und Sternhaufen waren die Frucht seiner Tätigkeit.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 1, Wien 1992, S. 340
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 1, Graz 1957, S. 76
Wiener Zeitung v. 16. 12. 1937, S. 6 -
Tina BLAU (verh. Lang)
Malerin
geb.: 15. 11. 1845, Wien
gest.: 31.10. 1916, Wien
Tina (eigentlich Regine Leopoldine) Blau war die Tochter des Militärarztes Simon Blau, der ihre Neigung zur Malerei förderte. Ihre Ausbildung erhielt sie in Wien bei Anton Hanley sowie August von Schaffer und von 1869 - 1877 in München bei Wilhelm Lindenschmit. 1872 lernte sie Emil Jakob Schindel und Emil Jettel kennen und beteiligte sich 1873 mit dem Gemälde „An der Donauregulierung“ an der Wiener Weltausstellung. Die Ateliergemeinschaft mit Emil Jakob Schindler währte nur kurz (1875- 1876). Als Folge ihrer Heirat mit dem Tier - und Schlachtenmaler Heinrich Lang übersiedelte die Künstlerin 1883 nach München. Nach dem Tod ihres Mannes 1891 unternahm Tina Blau ausgedehnte Reisen nach Holland, Frankreich und Italien und ließ sich 1894 wieder in Wien nieder. 1897 wurde sie Mitbegründerin der „Kunstschule für Frauen und Mädchen“, an der sie Landschaft und Stilleben unterrichtete. In dieser Zeit lernte die Künstlerin auch Rosa Mayreder kennen.
An Ehrungen erhielt sie 1883 in Paris den „Mention honorable“ für das Bild „Frühling im Prater“, 1897 die Kleine Goldene Staatsmedaille sowie eine silberne Medaille in Salzburg. ebenso wurde sie in München mit der Goldenen König Ludwig - Medaille ausgezeichnet und in Chicago mit einer Medaille geehrt.
Ihre Bedeutung lag vor allem in der Landschaftsmalerei, der Prater und andere Wiener Bauwerke und Plätze dienten ihr als Motiv. In der Argentinierstraße schuf sie im ehemaligen Palais Zierer ein Deckengemälde. Mit Maria Egger und Olga Wisinger - Florian gehörte sie zu den bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen der Jahrhundertwende.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien 1992, S. 398
Fuchs Heinrich: Die Österreichischen Maler des 19. Jahrunderts, Ergänzungsband 1, Wien 1978, S. K 61
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 130
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 41 -
Wilhelm Ludwig Freiherr von BOTHMER
General
geb.: 22. 04. 1839, Rethem a. d. Aller
gest.: 13. 08. 1913, Wien
Der k. u. k. wirkliche geheime Rat und General der Kavallerie stammte aus altem hannoveranischem Adel. Er übersiedelte nach Österreich und 1883 wurde sein Adelsprädikat auch in Österreich anerkannt. Er war seit 1902 Oberstinhaber des seit 1854 bestehenden Ulanen Regiments Nr. 12.
Der General war mit der Tochter des Landeshauptmannes von Oberösterreich Dr. Moritz von Eigner verheiratet.
Lit.:
Genealogisches Handbuch des Adels, Die: Freiherrlichen Häuser, Bd. A I 1952, S.42
Neuer Krakauer Schreib - Kalender für das Schaltjahr nach der Geburt Jesu Christi 1912, Wien 1912, S. 103 -
Edgar Ernst Leon CALLE
Komponist, Pianist
geb.: 31. 05. 1879, Wien
gest.: 22. 04. 1955, Wien
Der Musiker wurde als Sohn des Oberinspektors der Staatseisenbahnen Emil Calle geboren. Die Familie entstammt einer altfranzösischen, in der Normandie begüterten, höheren Adelsfamilie. Edgar Calle besuchte in Wien das Gymnasium der Theresianischen Akademie und die Hochschule für Welthandel. Daneben beschäftigte er sich privat mit der Musik und lernte Klavier und Kompositionslehre.
Die Beschäftigung mit der Musik schlug sich in seinem Schaffen als Opern - und Liederkomponist nieder. Im Inventar des unvollständigen Nachlasses in der Liederkomponist nieder. Im Inventar des unvollständigen Nachlasses in der Wiener Stadt - und Landesbibliothek finden sich ca. 50 Titel von Liedern und Opern.
Sein Studium und seine Neigung befähigten ihn einen Bühnen - und Musikverlag zu führen und er wurde auch zum Geschäftsführer des „Verbandes der Bühnenverleger.“ Darüber hinaus gehörte er dem Bühnenschiedsgericht und dem Schiedsgericht der „Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger“ an.
Lit.:
WSTLA: Personalakt -
Dr. Wilhelm DANTINE
Evangelischer Theologe
geb.: 6. 11. 1911
gest.: 21. 05. 1981, Wien
Der Universitätsprofessor für Systematische Theologie war ein Schüler Karl Barths. Er profilierte sich als wissenschaftlicher Vorkämpfer für eine Erneuerung der lutherischen Theologie, womit er zeitweise auf Kritik in konservativen Kreisen stieß. Wilhelm Dantine war ein Befürworter der Ökumene und schrieb auch zusammen mit dem bedeutenden katholischen Theologen und Jesuiten Karl Rahner das Werk „ Intellektuelle Redlichkeit und christlicher Glaube“. Rund 300 Publikationen stammen aus der Feder des Universitätsprofessors.
Lit.:
Ackerl Isabella, Weissensteiner Friedrich: Österreichisches Personen Lexikon, Wien 1992, S. 75 -
Auguste DILLINGER
Mimikerin
geb.: 8. 11. 1859
gest.: 2. 10. 1937
Kam als Elevin an die Wiener Hofoper und blieb als Mimikerin bis 1881. Im selben Jahr heiratete sie Andreas Dillinger und schrieb ab 1890 in der Zeitschrift ihres Mannes.
Lit.:
Kosel Hermann Cl.: Deutsch - Österreichisches Künstler - und Schriftsteller Lexikon, Bd. 1, Wien 1902, S. 260. -
Andreas DILLINGER
Sammler
geb.: 12. 06. 1849, Ödenburg (Sopron) Ungarn
gest.: 30. 10. 1919, Wien
Andreas Dillinger besuchte zuerst die Real- und anschließend die Handelsschule und wurde Kaufmann. Geschäftlich bedingt war er häufig unterwegs und erwarb auf seinen Reisen eine Umfangreiche Sammlung von Schlüsseln und Schlössern. 1866 kaufte der Staat die Exponate an und stellte sie dem Wiener. k.k. Technologischen Gewerbemuseum als Unterrichtsmaterial zur Verfügung.
Der Sammler hielt zwischen 1881 und 1886 zahlreiche Vorträge über das Kunstgewerbe und insbesondere über sein Schwerpunktthema Schlüsseln und Schlösser in Österreich - Ungarn, dem Deutschen Reich und Schweden. Er verfasste auch einen Katalog zu seiner Sammlung, die im Deutschen Reich und Österreich - Ungarn immer wieder ausgestellt wurde. Aufgrund seiner Fachkenntnisse erfolgte seine Berufung zum Korrespondenten der k.k. Zentralkommission für Kunst und historische Denkmäler.
1890 gründete er die „Reise - und Fremdenzeitung“, deren Titel 1901 in „Illustrierte Rundschau“ geändert wurde.
Lit.:
Kosel Hermann Cl.: Deutsch - Österreichisches Künstler - und Schriftsteller Lexikon, Bd. 1, Wien 1902, S. 260 -
Paula DILLINGER
Harfenvirtuosin
geb.: 9. 04. 1886,
gest.: 18. 12. 1905, Wien
Die Tochter von Auguste und Andreas Dillinger brachte es schon in frühester Jugend zur Harfenvirtuosin, doch starb sie nach langer Krankheit schon mit 19 Jahren.
Lit.:
Czeike Felix: historisches Lexikon Wien,Bd.2, Wien 1993, S. 37
Wiener Fremdenblatt v. 19. 12. 1905, S. 4 -
Wilhelm DWORACZEK (Pseudonym: Paul Wilhelm)
Dichter
geb.: 25. 04. 1873, Wien
gest.: 25. 11. 1916, Wien
Wilhelm Dworaczek sollte ursprünglich Kaufmann werden, doch gingen seine persönlichen Interessen mehr in Richtung Kunst und Literatur und so studierte er an der Wiener Universität als außerordentlicher Hörer Philosophie und Ästhetik.
Einerseits verdiente er seinen Unterhalt als Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften und andererseits versuchte er mit seiner Lyrik, wie den Bänden „Dämmerungen“ sowie „Wanderungen“ und Dramatik Anklang zu finden. 1906 erhielt er für sein Versdrama „ La Valliere“ den Bauernfeind - Preis. Weitere Werke aus seiner Feder sind „Wahrheit“ sowie das Festspiel „Der Tag des .Hauses“
Lit.:
Akad. der Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 1 Graz 1954, S. 207
Giebisch Hans, Gugitz Gustav: Bio - Bibliographisches Literatur Lexikon, Wien 1964, S. 67f
NFPr v. 25. 11. 1916 -
Dr. Johann Karl EGLI
Pfarrer, Feldkurat i.R.
geb.: 20. 09. 1891
gest.: 1975, Wien
Der Sohn des aus der Schweiz stammenden Ingenieurs Johann Jakob Egli studierte nach dem Besuch des Gymnasiums an den Universitäten Wien, Basel und Leipzig Theologie und Philosophie. Nach seiner Promotion zum Doktor der Theologie wurde er 1915 Vikar und 1924 Pfarrer der reformierten Gemeinde in Wien.
Neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor an der Universität Wien war Johann Egli auch Obmann des Religionsunterrichtskomitees der evangelischen Gemeinden AB und HB sowie Mitglied des Ausschusses des Hauptvereines der Gustav Adolf Stiftung für Österreich und redigierte das reformierte Kirchenblatt für Österreich.
Lit.:
Planer Franz: Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1928, Wien 1928, S. 64 -
Siegmund EIBENSCHÜTZ
Dirigent und Theaterdirektor
geb.: 19. 11. 1856, Budapest
gest.: 19. 02. 1922, Wien
Der Schüler von Franz Liszt kam nach umfangreichen Konzertreisen nach Wien und dirigierte am Theater an der Wien. Von 1908 - 1922 leitete er das Carltheater in Wien.
Lit.:
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 88 -
Karl Franz ENSLEIN
Musiker
geb.: 4. 06. 1849,
gest.: 29. 07. 1907, Wien
Karl Enslein lernte zuerst Violine, dann ein Blasinstrument, um in eine Militärkapelle aufgenommen zu werden. Nachdem er sich auch mit Klavier und Harmonielehre beschäftigt hatte, verlegte er sich schließlich ganz auf das Zitherspiel das er bis zur Virtuosität perfektionierte. Neben Auftritten bei Hof konzertierte der „fürstlich Auerspergische Kammervirtuose“ auch im Wiener Musikverein.
Neben zahlreichen Transkriptionen für sein Instrument, komponierte der Künstler mehr als 300 Stücke. Sein Wissen gab er als Lehrer für Zither und Kompositionslehre weiter.
Für seine Verdienste wurde er mit der kaiserlichen Goldmedaille ausgezeichnet.
Lit.:
Kosel Hermann Cl.: Deutsch - Österreichisches Künstler - und Schriftsteller Lexikon, Bd. 1, Wien 1902, S. 541 -
DDr. Gustav ENTZ
Theologe
geb.: 14. 09. 1884, Wien
gest.: 1957
Gustav Entz studierte an den Universitäten von Wien, Berlin und Marburg /Lahn und promovierte 1911 in Wien zum Doktor der Philosophie. 1923 folgte in Königsberg [Preußen] (Kaliningrad [Russland]) die Promotion zum Doktor der evangelischen Theologie.
Von 1909 bis 1912 war er Inspektor am Evangelischen Theologenheim in Wien und anschließend wirkte er als Pfarrer der evangelischen Pfarre A.B. in Hietzing. 1922 wurde er ordentlicher Professor für praktische Theologie an der evangelisch - theologischen Fakultät, deren Dekan er von 1938 - 1949 war.
Zu seinen Werken zählt unter anderem „Die Innere Mission als Lebensquelle der Evangelischen Kirche“.
Lit.:
Orgel Wilhelm (Bearb.): Wer ist wer in Österreich, Wien 1953, S. 43
Teichl Robert: Österreicher der Gegenwart, Wien 1951, S. 57 -
Franz FARGA
Journalist, Schriftsteller
geb.: 10. 10. 1873, Budweis (Ceske Budejovice) Tschechien
gest.: 11. 08. 1950, Wien
Franz Farga war anfänglich Lehrer im Waldviertel, doch ab 1904 arbeitete er als Journalist für österreichische und deutsche Zeitungen. Nach der Gründung des Völkerbundes ging er als Berichterstatter nach Genf, von dort kehrte er 1924 nach Wien zurück.
Er war ein geschätzter Erzähler, Feuilletonist, Journalist und Musikschriftsteller, der sich auch als Übersetzer englischer und französischer Texte einen Namen machte. Zu seinen Werken zählen „Die Wiener Oper“ und „Paganini. Der Roman seines Lebens“.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 255
Sturm Heribert: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. I, Wien 1979, S. 329 -
Emilie FLÖGE
geb.: 30.08.1874, Wien
gest.: 26.05.1952, Wien
Pauline (1866 - 1912), Helene (1871 - 1936) und Emilie, die Töchter des Drechslermeisters und Meerschaumpfeifenfabrikanten und langjährigen Mitglieds des Presbyteriums Hermann Flöge, führten ab 1904 bis 1938 im Haus Mariahilferstraße 1b über dem Cafe Casa piccola den Modesalon „Schwestern Flöge“, den Josef Hoffmann zu einem Gesamtkunstwerk ausgestattet hatte. Von Gustav Klimt stammten die Entwürfe für das Firmensignet und das Geschäftspapier des Hauses.
Emilie Flöge hatte Gustav Klimt 1891 kennengelernt, als ihre Schwester Helene Gustavs Bruder Ernst heiratete. Er entwarf für sie, wie auch Kolo Moser Reformkleider für ihre Haute Courture Mode. Emilie war das Modell zu Gustav Klimts wohl berühmtesten Werks „Der Kuß“, sie blieb Muse und Langzeitgefährtin des Künstlers.
Lit.:
Ackerl Isabella, Weissensteiner Friedrich: Österreichisches Personen Lexikon, Wien 1992, S. 115f.
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 329f.
Grieser Dietmar: Nachsommertraum, St. Pölten, 1993², S. 73ff.
Lehmanns Wiener Adressbuch, Wien 1890, Teil II, S. 90. -
Helene FLÖGE
geb.: 20.05.1871, Wien
gest.: 26.01.1936, Wien
Pauline (1866 - 1912), Helene (1871 - 1936) und Emilie, die Töchter des Drechslermeisters und Meerschaumpfeifenfabrikanten und langjährigen Mitglieds des Presbyteriums Hermann Flöge, führten ab 1904 bis 1938 im Haus Mariahilferstraße 1b über dem Cafe Casa piccola den Modesalon „Schwestern Flöge“, den Josef Hoffmann zu einem Gesamtkunstwerk ausgestattet hatte. Von Gustav Klimt stammten die Entwürfe für das Firmensignet und das Geschäftspapier des Hauses.
Helene Flöge heiratete 1891 Ernst Klimt (1864 – 1892), den um zwei Jahre jüngeren Bruder von Gustav Klimt. Die beiden Brüder betrieben zusammen mit Ernst Matsch eine Ateliergemeinschaft. Die drei Künstler gestalten die Deckengemälde der beiden Feststiegen des Hofburgtheaters, die den Krieg überstanden haben. Ernst Klimt schuft dort „Der eingebildete Kranke“ bzw. Hans Wurst auf dem Jahrmarkt“.
Im Grab liegen die drei Schwestern Pauline, Helene, Emilie sowie Helenes gleichnamige Tochter und deren Mann Dr. Rudolf Donner (1890-1928).
Lit.:
Ackerl Isabella, Weissensteiner Friedrich: Österreichisches Personen Lexikon, Wien 1992, S. 115f.
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 329f.
Grieser Dietmar: Nachsommertraum, St. Pölten, 1993², S. 73ff.
Lehmanns Wiener Adressbuch, Wien 1890, Teil II, S. 90. -
Hermann FLÖGE
geb.: 14. 03. 1863, Wien
gest.: 4. 03. 1916, Wien
Der Bruder von Pauline (1866 - 1912), Helene (1871- 1936) und Emilie (1874-1952) Flöge, heiratete Theresia Paulick, die Tochter des k.u.k. Hoftischlermeisters Friedrich Paulick. Die Familie besaß in Seewalchen am Attersee eine prachtvolle Villa mit Bootshaus, in der man den Sommer verbrachte. Mit Hermann Flöge kamen auch seine Schwester Emilie und Gustav Klimt an den Attersee und dem Maler gefiel das Ambiente so gut, dass er jährlich einen Teil des Sommers zuerst in Litzlberg bzw. in Kammer verbringt.
Lit.:
Grieser Dietmar: Nachsommertraum, St. Pölten, 19932, S. 73ff. -
Rudolf Freiherr von FRANZ
Jurist
geb.: 28. 01. 1842, Wien
gest.: 20. 03. 1909, Wien
Der Sohn des evangelischen Theologen Gottfried Franz (1803 - 1873) studierte an der Wiener Universität Rechtswissenschaften und promovierte 1868. Seit 1865 arbeitete er in der niederösterreichischen Finanzprokuratur und wechselte 1870 in das Ministerium für Kultus und Unterricht. Dort war er als Sektionsrat für die evangelische Abteilung zuständig. 1889 avancierte er zum Sektionschef und 1903 zum Geheimen Rat.
1884 wurde er Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates und war an der gemeinsamen Kirchenverfassung für beide evangelischen Kirchen maßgeblich beteiligt.
Seit 1887 war Rudolf Franz auch lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses und wurde 1909 in den Freiherrnstand aufgenommen.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 1, Graz 1957, S. 348
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 361 -
Egon FRIEDELL (eigentlich: Friedmann)
Schriftsteller
geb.: 21. 01.1878, Wien
gest.: 16. 03. 1938, Wien
Der Sohn eines Tuchfabrikanten konvertierte als Jugendlicher vom jüdischen zum evangelischen Glauben. Nachdem er 1899 nach mehreren Anläufen in Bad Hersfeld das Abitur bestanden hatte, studierte er Germanistik und Philosophie in Frankfurt/Main, Heidelberg sowie Wien und promovierte 1904.
Die vielseitigen Begabungen brachten es mit sich, dass der mit Peter Altenberg und Alfred Polgar eng befreundete Kaffeehausliterat, sich im Laufe seiner Karriere als Schriftsteller, Kabarettist, Theaterkritiker, Feuilletonist, Kulturhistoriker, Übersetzter, Schauspieler und Gelehrter betätigte.
So leitete Friedell 1908/10 das Kabarett „Fledermaus“ und schrieb den Einakter „Goethe im Examen“. Zusammen mit Alfred Polgar veröffentlichte er das „Altenbergbuch“ und seine aus der Beschäftigung mit dem Christusproblem entstandene „Judastragödie“ wurde 1923 am Burgtheater gespielt. Alfred Polgar widmete er die Abhandlung „Ecce poeta“. Max Reinhardt beschäftigte den Vielseitigen an seinen Bühnen in Berlin und Wien, so als Caesar in „Androklus und der Löwe“.
Als Kulturhistoriker publizierte Egon Friedell die „Kulturgeschichte der Neuzeit“, der die „Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients“ folgte. Die „Kulturgeschichte Griechenlands“ erschien erst posthum 1949, da dieses Werk der Zensur des NS - Regimes zum Opfer fiel.
1938 beging Friedell wenige Tage nach dem „Anschluss“ Selbstmord durch einen Sprung aus dem Fenster seiner Wohnung in der Gentzgasse, als SA Schergen das Haus betraten.
Lit.:
Ackerl Isabella, Weissensteiner Friedrich: Österreichisches Personen Lexikon, Wien 1992, S. 122.
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 403f.
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 131. -
Melanie FRUTSCHNIGG
Opernsängerin
geb.:
gest.: 1947, Wien
Die ausgebildete Altistin war von 1943 bis 1945 Mitglied der Wiener Staatsoper und sang unter anderem die Gaea in Daphne von Richard Strauss.
Lit.
Beetz Wilhelm: Das Wiener Opernhaus 1869 - 1955, Zürich 19552, S. 101.
Staatoper Wien, Programmzettel v. 18. 05. 1944. -
Edmund Ritter von GAYER
Politiker
geb.: 7. 11. 1860, Obermoschtenitz (Horni Mostenice, Mähren) heute Tschechien
gest.: 18. 08. 1952, Wien
Edmund Gayer trat 1884 in die Wiener Polizeidirektion ein und wurde 1906 in die Kabinettskanzlei von Kaiser Franz Joseph I. berufen. Er war mit der Leitung des Sicherheitsdienstes und auch mit der Aufklärung des Spionagefalles von Oberst Redl befasst. 1918 erreichte die Karriere des Politikers seinen Höhepunkt, als er Polizeipräsident und im Juni Innenminister wurde. Im Verein mit Ministerpräsident Heinrich Lammasch erwirkte er am 11. 11. 1918 von Kaiser Karl I. den Verzicht auf die Regierungsgeschäfte. Damit war der Weg frei für die Ausrufung der Republik.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 482 -
Gotthold GÖHRING
Pfarrer
geb.: 1903
gest.: 5. 03. 1972, Wien
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam er aus der evangelischen Nachbarkirche des ehemaligen Jugoslawien nach Österreich. Vom März 1950 bis zu seiner Pensionierung 1968 war er Rektor der Inneren Mission für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. -
Ludwig Ferdinand GRAF
Maler
geb.: 29. 12. 1868, Wien
gest.: 27. 11. 1932, Wien ( 12. 1937)
Der Sohn des Historien - und Porträtmaler Ludwig Graf studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei August Eisenmenger, Leopold Griepenkerl und Leopold Karl Müller. Er ging 1892 nach Paris an die Akademie Julian zu J. Lefebvre und T. Robert - Fleury. Seine Eindrücke bei Reisen nach Concarneau in der Bretagne, nach England, Belgien, die Niederlande, Deutschland und Italien spiegelten sich in hellen lichterfüllten Landschaftsbildern. Von Reisen in Europa und nach Nordamerika abgesehen, lebte er seit 1894 ständig in Wien.
Graf gehörte zu den führenden österreichischen Impressionisten, kam aber nach einer expressionistischen Phase zu naturnahen, pastos - farbige Bildkompositionen.
Der Künstler war Mitbegründer des Hagenbundes und war seit 1902 fast alljährlich auf dessen Ausstellungen vertreten und wurde 1930 Ehrenmitglied dieser Vereinigung.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 2, Graz 1959, S. 44
Fuchs Heinrich: Die österreichischen Maler des 19. Jhdts, Bd. 2, Wien 1973, S. K24
Kulturamt d. Stadt Wien (Hrsg.): Wien um 1900, Wien 1964 S. 118 -
Dr. Theodor Ritter von GUNESCH
geb.: 20. 11. 1861
gest.: 3. 10. 1925, Wien
Theodor Gunesch studierte an der Universität Rechtswissenschaften und übernahm als Advokat die Kanzlei seines Vaters Wilhelm Ritter von Gunesch ebenso wie die Generalrepräsentanz der Dampfschifffahrtsgesellschaft Norddeutschen Lloyd in Bremen.
Er gehörte 27 Jahre dem Presbyterium an und hatte eine Zeit lang das Amt de Schriftführers inne. 1904 erfolgte seine Aufnahme in das erweiterte Friedhofskomitee, das für die Errichtung des Simmeringer Friedhofes zuständig war. Die letzten 11 Jahre seines Lebens übte er auch die Funktion eines Kurators der evangelischen Gemeinde A.B. aus. Im Senioratsausschuss des niederösterreichischen Senioratsamtes war er Seniorkurator.
Die evangelische Fakultät verlieh ihm das Ehrendoktorat.
Lit.:
Archiv der evangelischen Gemeinde A.B.: Z 252/1904.
Archiv der evangelischen Gemeinde A.B.: 1925/Akte Gunesch.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1895, Teil VII, S. 341.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1898, Teil VII, S. 351.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1900, Teil I, S. 121.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1904, Teil II, S. 388.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1909, Teil I, S. 122.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1923, Teil V, S. 104f. -
Otto GÜNTHER
Wirtschaftspolitiker
geb.: 3. 07. 1845, Ilsenburg (Harz)
gest.: 24. 11. 1914, Wien
Nach seinem Studium an der Technischen Hochschule in Wien und dem einjährigen Militärdienst arbeitete Otto Günther in einem deutschen Hüttenwerk. Der deutsch - französische Krieg von 1870/71 brachte für den Reserveoffizier eine Reaktivierung und Teilnahme am Feldzug. Nach Beendigung des Krieges ging er als Betriebsleiter zur Eisenhütte Lauchhammer in Sachsen.
1874 übersiedelte er nach Wien und übernahm die Leitung der Wiener Eisengießerei R. Ph. Waagner, deren Leistungsangebot er durch die Geschäftsbereiche Eisenkonstruktion und Brückenbau erweiterte. 1899 erreichte er die Umwandlung der Unternehmung in eine Aktiengesellschaft mit dem Firmenwortlaut „R. Ph. Waagner AG“, der 1905 durch neue Beteiligungen in „Aktiengesellschaft R. Ph. Waagner - L. u. J. Biro u. A. Kurz“ und schließlich 1924 „Waagner - Biro AG“ abgeändert wurde.
Seine geschäftlichen Erfolge, die sich auch in hohen Exportleistungen niederschlugen sowie sein gesamtwirtschaftliches Verständnis förderten seine Wahl zum Präsidenten der österreichischen Montanversammlung und zur Berufung in Industrierat, Staatseisenbahnrat und die k. Kommission zur Förderung der Verwaltungsreform.
Zwischen 1906 und 1914 war er Abgeordneter im Reichsrat, 1909/10 Vizepräsident und anschließend Präsident des österreichischen Ingenieur - und Architektenvereines.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 2, Graz 1958, S. 101f
Sturm Heribert: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1, Wien 1979, S. 489 -
Emil GUTTMANN
Schauspieler
geb.: 1879
gest. 1936
Der Schauspieler Emil Guttmann war einer der beliebtesten Komiker seiner Zeit. Am Theater an der Wien arbeitete er auch als Oberregisseur und stellvertretender Direktor. Er war verheiratet mit der Soubrette Polly Koss.
Lit.:
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1928, Wien 1928, S. 128 -
Robert HAARDT
Ingenieur, Geograph
geb.: 3. 03. 1884, Wien
gest.: 19. 05. 1962, Wien
Robert Haardt war der Enkel des Mitbegründers der österreichischen Emailindustrie, er studierte an der Technischen Hochschule in Wien Maschinenbau und nach dem Abschluss arbeitete er in der väterlichen Emailfabrik in Neschwitz. Er unternahm Studienreisen nach Indien, SE - Asien und den USA. Von 1913 bis 1925 war er Direktor der „ARIHAG“, der Emil - Industrie und Handels AG Wien und nach deren Auflösung ihre Vertretungen im Ausland, insbesondere der „Rosenthal Isolatorenwerke“ in Selb.
Sein spezielles Interesse gehörte jedoch der Geographie und Kartographie. Der von ihm konstruierte Rollglobus auf den er Patente in Österreich, Deutschland, Großbritannien und den USA erwarb, war der Ausgangspunkt sich mit der historischen Geographie und mit Globen im speziellen zu beschäftigen. Die von ihm angelegte Karten und Globensammlung wurde 1945 vom Staat übernommen und über Robert Haardts Anregung 1952 zu einem Globusmuseum ausgebaut, das er im Zusammenarbeit mit dem Coronelli Weltbund der Globusfreunde leitete.
Er war Vorstandsmitglied der Geographischen Gesellschaft Wien und korrespondierendes Mitglied der portugiesischen geographischen Gesellschaft in Lissabon.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 2.
Teichl Robert: Österreicher der Gegenwart, Wien 1951, S. 94. -
Dr. Wilhelm HAARDT
Facharzt
geb.: 12. 05. 1894
gest.: 3. 08. 1974
Wilhelm Haardt studierte an der Wiener Universität Medizin und spezialisierte sich in seiner weiteren fachärztlichen Ausbildung auf den Bereich Hals, Nasen und Ohren. Zu seinen Lehrern zählten Wertheim, Pirquet, Hochenegg und O. Mayer. 1941 konnte er sich habilitieren. er wurde schließlich Primararzt am Krankenhaus in Sankt Pölten.
Lit.:
Teichl Robert: Österreicher der Gegenwart, Wien 1951, S. 94. -
Franz Martin HABERDITZL
Kunsthistoriker
geb.: 19. 12. 1882, Wien
gest.: 22. 01. 1944, Wien
Franz Martin Haberditzl studierte an der Wiener Universität Kunstgeschichte und absolvierte den Kurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Nach seiner Promotion im Jahre 1907 erhielt er eine Anstellung im Kupferstichkabinett der k.k. Hofbibliothek und übernahm 1909 dessen Leitung. 1915 erfolgte seine Ernennung zum Direktor der Staatsgalerie (später Österreichische Galerie), deren Gliederung in drei Museen, die im Oberen - (Galerie des 19. Jahrhunderts) bzw. Unteren Belvedere (Barockmuseum) sowie der Orangerie einschließlich des Kammergartens (moderne Galerie für die Kunst des 20. Jahrhunderts) eingerichtet wurden, sein Verdienst war.
1938 wurde er pensioniert.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S.6 Akad. d.Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon Bd.2, Graz 1959, S. 123 -
Rudolf HAFNER
Landschaftsmaler und Bühnenbildner
geb.: 5. 06. 1893, Wien
gest.: 4. 03. 1951, Wien
Rudolf Hafner erhielt seine Ausbildung bei Ludwig Herterich in München und unternahm nach 1918 Studienreisen in die Schweiz, nach Deutschland, Italien, Ungarn, der Tschechoslowakei und Polen.
Unter den Direktoren Anton Wildgans und Franz Herterich arbeitete er als Bühnenbildner am Burg - Akademie und Schönbrunner Schlosstheater. Aber auch für andere Wiener Bühnen entwarf er Ausstattungen.
Seit den Zwanziger Jahren beteiligte er sich an Ausstellungen des Wiener Künstlerhauses, dessen Mitglied er 1939 wurde. Zu den gezeigten Werken zählen „Aufgetaute Eisbahn“, „Seefeld, Tirol“, „Festspielstadt Salzburg“ oder „Salzburg im Winter“.
Für sein Schaffen erhielt Rudolf Hafner den Preis der Stadt Wien für Malerei und den Professorentitel verliehen.
Lit.:
Fuchs Heinrich: die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge 1881 - 1900, Bd. 1, Wien 1976, S. K86 -
Friedrich HAHNEL (genannt: Lisetti)
Zauberkünstler
geb.:
gest.: 26. 07. 1985, Wien
Friedrich Hahnel war kein Mann der großen Bühnen sondern er bevorzugte für seine Kunst den Kontakt mit den Menschen im intimen Rahmen kleiner Lokale. Auch noch im hohen Alter widmete er sich der Zauberkunst und gab, betreut von Mitgliedern des magischen Clubs, bei Veranstaltungen des Pflegeheims Lainz, Kunststücke für seine Mitpatienten zum Besten.
Lit.:
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 132 -
Dr. Egon HAJEK (Pseudonym: Egon Hain)
Professor, Pfarrer
geb.: 6. 11. 1888, Kronstadt (Brasov), Siebenbürgen, heute Rumänien
gest.: 15. 05. 1963, Wien
Egon Hajek studierte an den Universitäten von Berlin, Kiel sowie Budapest und promovierte 1913 zum Doktor der Philosophie. 1925 wurde er in Hermannstadt (Sibiu) ordiniert und verblieb dort bis zu seiner Ausreise 1929 nach Österreich als Stadtpfarrer. In Wien übernahm er das neue Pfarramt in Wien - Neubau. Von 1932 - 1956 wirkte er als Pfarrer in Währing.
Besondere Verdienste erwarb er sich als Leiter des kirchenmusikalischen Referats im Oberkirchenrat, das er 1944 übernahm und ab 1938 als Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. 1946 habilitierte er sich an der theologischen Fakultät der Universität Wien.
Der vielseitig Begabte war auch als Schriftsteller und Komponist tätig, er schrieb zahlreiche Romane, Novellen, Gedichte und geistliche Spiele. Unter den Veröffentlichungen seien „Das Leben des Sebastian Bach“, „König Lautenschläger“ oder das autobiographische Werk „Wanderung unter Sternen erwähnt“. Der Film „ Der Kantor im Arrest“ stammt ebenfalls von ihm.
Egon Hajek gründete auch die Bach - Kantorei und den Lutherchor in Währing.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 31 -
Helga HARTMANN
Direktorin der evangelischen Frauenschule und der evangelischen Frauenarbeit
geb.: 27. 07. 1899 gest.: 20. 07. 1971, Wien
Helga Hartmann sollte 1931 nur für ein halbes Jahr zur Leitung der evangelischen sozialen Frauenschule nach Österreich kommen, doch blieb sie bis zu ihrem Tod in dieser Stadt. Bis 1939 hatte sie die Leitung der Schule inne, dann übernahm sie die überregionale Frauenarbeit der evangelischen Kirche. Dieses Ressort des Oberkirchenrates nannte sich damals Frauenbibelarbeit.
Im Jahr 1947 erfolgte die neuerliche Berufung der Leiterin der evangelischen Frauenschule in Wien und sie übte diese Funktion bis zu ihrer Pensionierung 1965 aus. Daneben blieb sie ihrer gesamtösterreichischen Arbeit treu. Auf ihr Engagement gehen die „Handreichungen“ zurück, die bis heute von der Frauenarbeit herausgegeben werden. Auch der Beginn der Weltgebetsarbeit fällt in ihre Zeit. Vieles das sie begonnen hatte, trägt heute Früchte. andere Aktionen, wie ihr Kalender „Zeit für die Ewigkeit“ waren stark an ihre Person gebunden.
Lit.:
Amt und Gemeinde, Sonderdruck, September 1971 -
Martin HASSFURTHER
Hausbesitzer, Gemeinderat
geb.: 10.02. 1833, Wien
gest.: 22. 08. 1917, Wien
Martin Hassfurther erhielt seine Ausbildung in Wien und machte anschließend mehrjährige Reisen nach Deutschland um sich beruflich fortzubilden. Anschließend trat er in das Spengler - und Galanteriewarengeschäft seines Vaters ein und verlieh diesem einen großen Aufschwung. Namhafte Architekten betrauten ihn mit Lieferungen für Palais und Privatbauten im In - und Ausland.
Hassfurther zählte zu den Mitgliedern des österreichischen Gewerbevereins, des Ortsschulrates für den achten Bezirk und war „Central - Direktor“ des Kreuzer Vereins zur Unterstützung von Wiener Gewerbsleuten.
Bei den Gemeinderatswahlen 1891 entfielen 166 von 236 Stimmen in der ersten Wahlkurie des achten Bezirks auf ihn. Im Gemeinderat, dem er bis 1904 angehörte, schloss er sich den Liberalen an und war in der Gewölbewache - Kommission tätig.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 74.
Rotter Hans: Die Josefstadt, Wien 1918, S. 329.
Steffal Martha: Die Tätigkeit des Wiener Gemeinderates 1889 - 1892, Diss., Wien 1974, S. 136.
WSTLA: Biographischer Akt. -
Otto HAUSER (Pseudonym: Ferdinand Büttner)
Übersetzer, Schriftsteller, Literaturhistoriker
geb.: 22. 08. 1876, Dijanes bei Vrbovec (Kroatien)
gest.: 26. 05. 1944, Blindendorf bei Wiener Neustadt
Der Sohn eines Gutsbesitzers studierte zunächst an der Technischen Hochschule, später wechselte er an die Wiener Universität und belegte evangelische Theologie und orientalische Sprachen ohne nach eigener Aussage je eine Prüfung abzulegen oder einen Studienabschluss zu anzustreben. Otto Hauser knüpfte Kontakte zu Theodor Herzl, der seine erste größere Erzählung vom „Lehrer Johannes Johanson“ in der „Neuen Freien Presse“ herausbrachte und ihn auch weiter förderte.
Den Ersten Weltkrieg erlebte Hauser als Aktiver wobei er ab 1916 auf dem Balkan eingesetzt wurde und dabei zeitweilig auch als Redakteur für die Belgrader Nachrichten arbeitete. Nach seiner Rückkehr lebte er, von kurzen Aufenthalten in Weimar und Danzig abgesehen, hauptsächlich in Wien.
Otto Hauser besaß eine außergewöhnliche Sprachbegabung, die ihn befähigte Übersetzungen von Dichtungen und anderen Werken aus rund 30 Sprachen anzufertigen. Er verfasste eine Vielzahl von Romanen, wie beispielsweise „Spinoza“ oder das Epos Atlantis“ die stark der Neoromantik verhaftet sind. In seiner„Weltgeschichte der Literatur“, wie auch in dem mythologischen Werk „Germanischer Glaube“ verfocht er die Idee einer lichten nordischen Rasse als Kulturträgerin, die er dann ohne je anthropologisch - naturwissenschaftliche Studien betrieben zu haben, zu einer obskuren Rassenkunde ausbaute. Nach 1920 suchte er den Kontakt zu Gruppen der Jugendbewegung, die er für seine Ausleseideen zu gewinnen suchte bzw. gründete eigene Gruppen, wie die „Jungwacht“, „Jung Wiking“ oder den „Atlantisbund“.
Trotz seiner geistigen Nähe zu ihrer Ideologie erfuhr Otto Hauser nach 1938 keine Förderung durch die Nationalsozialisten.
Der Tote wurde 1979 exhumiert, eingeäschert, und die Urne auf dem Matzleinsdorfer Friedhof beigesetzt.
Lit.:
Der Große Brockhaus, Leipzig 193115, S. 240
Akademie der Wiss. (Hrsg.) Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 2, Graz 1959, S. 220 -
Dr. Friedrich (von) HAYMERLE
Industrieller
geb.: 19. 07. 1881, Wien
gest.: 10. 03. 1969, Wien
Der Sohn von Franz Josef von Haymerle, der auch mit dem österreichisch - ungarischen Außenminister Baron Dr. Heinrich von Haymerle. verwandt war, studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften und schloss sein Studium mit dem Doktorat ab. In der Folge war er in Industrie und Finanzwesen im In - und Ausland tätig unter anderem in der Mineralölindustrie.
An der Entwicklung des Automobils interessiert, übte er nach 1918 das Amt des Präsidenten des Österreichischen Automobilclubs aus und war auch Präsident des Wiener Rennvereins. Seine wirtschaftlichen Aktivitäten schlugen sich im Amt des Vizepräsidenten der deutschen Handelskammer nieder.
1920 gründete er gemeinsam mit Viktor Michelizzi die „Micco Filmerzeugungsgesellschaft Wien - Berlin“ und verpflichtete für den ersten Film „Graf Cagliostro“, der unter der Regie von Reinhold Schünzel gedreht wurde die Schauspielerin Liane Haid. Sie wurde 1923 seine Frau, von der er sich später wieder trennte. 1924 beendete er seine Filmaktivitäten.
Friedrich Haymerle war aber auch ein musischer Mensch, der selbst Wiener Musik komponierte. Er gehörte auch der Vereinigung österreichischer Autoren, Komponisten und Musikeditoren (AKM) an.
Lit.:
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1929, Wien 1929, S. 236
Taylor Stephen (Hrsg.): Who is who in Austria, Wien 1959, S. 191 -
Franz Josef Freiherr von HAYMERLE
Verwaltungsbeamter, Sektionschef
geb.: 3. 12. 1850, Preßburg (Pozsony) (Bratislava) heute Slowakei
gest.: 16. 12. 1928, Wien
Nach dem Besuch des Theresianums studierte Franz Josef Haymerle ab 1870 an der Wiener Universität Rechtswissenschaften und promovierte 1875. Zwei Jahre später wurde er im Ministerium für Kultus und Unterricht aufgenommen und ab 1881 mit der Verwaltung des industriellen Unterrichtswesens betraut. 1882 übernahm er die Verwaltung des Museums für Kunst und Industrie und saß als Vertreter des Ministeriums im Aufsichtsrat der Kunstgewerbeschule am Stubenring. Zu seinen Leistungen zählt die Reformierung des industriellen Bildungswesens, des Gewerbemuseums, der graphischen Lehr - und Versuchsanstalt. Zwischen 1882 und 1894 gab er das „Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen“ heraus. Er verfasste auch ein Lehrbuch das „ Deutsche Lesebuch für kommerzielle Lehranstalten“, das mehrere Auflagen erlebte
1884 wurde Haymerle Leiter des evangelischen Kultusreferates und erreichte die Neugestaltung der evangelisch - theologischen Fakultät an der Universität Wien.
1914 wurde er in den Freiherrnstand erhoben.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 2, Graz 1959, S. 227
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 104 -
Ludwig HEVESI
Pseudonym: Onkel Tom
Kunstkritiker, Journalist, Schriftsteller
geb.: 20. 12. 1843, Heves (Ungarn)
gest.: 27. 02. 1910, Wien
Der Sohn eines Arztes studierte in Wien Medizin und klassische Philologie, wandte sich aber schließlich dem Journalismus zu und begann 1866 als Feuilletonist beim „Pester Lloyd“. Ab 1875 arbeitete er als Kunst - und Theaterkritiker im Wiener „Fremdenblatt“. In seinen Kritiken, die eine lückenlose Chronologie des Wiener Kunstlebens darstellen, setzte er sich für die Moderne wie beispielsweise Klimt oder die Sezessionisten ein.
In den Jahren 1871 bis 1874 verfasste Hevesi die ersten sieben Bände der Jugendzeitschrift „Kleine Leute“. Neben Novellen, wie „Das Buch der Laune“ und Humoresken („Das Bunte Buch“) gab er auch eine Biographie der Schauspielerin Zerline Gabillon heraus. Große Bedeutung erlangten auch seine Bücher „Österreichische Kunst im 19. Jahrhundert“ und „Acht Jahre Sezession“ und „Altkunst - Neukunst“.
Lit.:
Akademie der Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. II, Wien 1959 S. 310
Der Große Brockhaus, Bd. 8, Leipzig 193115, S.474
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 129
Kleindel Walter: Das Buch der großen Österreicher, Wien 1987, S. 193 -
Karl HIESS (ß)
Kapellmeister
geb.: 1877
gest.: 3. 08. 1943, Wien
Er studierte bei Anton Bruckner und Robert Fuchs und wirkte lange Jahre als Theaterkapellmeister am Deutschen Volkstheater. Zwischen 1905 und 1939 schrieb er eine Vielzahl von Bühnenmusiken für so unterschiedliche Stücke wie „Eine gsunde Person“, „Mädel aus der Vorstadt“ oder der „Weiße Heiland“ für dieses Theater. Die letzte Produktion am Volkstheater an der er mitwirkte, war das Wiener Volksstück „Goldene Wolken“, das am 20. Juli 1939 Premiere hatte.
Daneben komponierte er Operetten, wie „Peterl sei gscheid“, die in Baden/Wien uraufgeführt wurde oder „Die vertauschte Braut“ für das Bürgertheater.
Lit.:
Schlögl Grid: Der Theaterkritiker Paul Blaha als Direktor des Wiener Volkstheaters 1979/80 - 1987, phil. Diss. Wien 1994, Bd. 2 B 1650
Ulrich Paul S.: Theater, Tanz und Musik in Deutschlands Bühnengeschehen, Bd.2, Berlin 1985, S. 55 -
Matthias HOFHERR
Großindustrieller
geb: 1829
gest.: 1909, Wien
Matthias Hofherr zählt zu den bedeutenden Großindustriellen der Gründerzeit. In der Erlachgasse im 10. Bezirk errichtete er einen Großbetrieb für landwirtschaftliche Maschinen, der zu den größten Unternehmungen Österreich - Ungarns zählte. 1905 verlegte die Unternehmung Hofherr und Schrantz ihren Firmensitz nach Floridsdorf und sechs Jahre später kam es zum Zusammenschluß mit dem zweiten großen Erzeuger von Landwirtschaftsmaschinen Clayton und Shuttleworth Ltd., zur Hofherr-Schrantz- Clayton- Shuttleworth AG (später Hofherr und Schrantz).
Das Josef Grünhut entworfene Grabmal spielt auf die Agrarmaschinenindustrie an.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 1, Wien 1992, S. 580
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 229
DEHIO - Handbuch Wien, X - XXIII Bezirk, Wien 1996 S. 117
Waissensteiner Robert: Wiener Nutzbauten als Beispiele zukunftsorientierten Bauens, Wiener Schriften, Heft 38, Wien 1977, S. 81 -
Franz Ritter von HÖHNEL
Botaniker
geb.: 24. 09. 1852, Zombor (Sobor) heute Jugoslawien
gest.: 11. 11. 1920, Wien
Franz Höhnel war Professor für Botanik, technische Warenkunde und Mikroskopie an der Technischen Hochschule in Wien. Er wies den „negativen Druck“ in den Pflanzengefäßen nach und entdeckte das Phelloid. Auf dem Gebiet der Pilzkunde erlangte er Weltruf. Der Wissenschaftler und Hochschulprofessor beschäftigte sich aber nicht nur mit Forschung und Lehre sondern auch mit der Konstruktion von mikroskopischen Apparaten.
Lit.:
Bamberger Richard, Maier-Bruck Franz: Österreich Lexikon, Bd. 1, Wien 1966, S. 524
Neuer Krakauer Schreib - Kalender für das Schaltjahr nach der Geburt Jesu Christi 1912, Wien 1912, S. 85
Kleindel Wilhelm: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 202 -
Johanna (Hansi) JARNO
Schauspielerin
geb.:
gest.: 17. 06. 1929, Wien
Die Tochter des Schauspielerehepaares Hansi Niese (1875 - 1934) und Josef Jarno (1866 - 1932) trat in die Fußstapfen ihrer Eltern. Sie debütierte unmittelbar nach der Absolvierung des Schwarzwald Lyceums ohne jegliche Ausbildung am Sommertheater Baden. Von dort ging sie nach München und kam 1927 als Gast an die Renaissancebühne in Wien, die ihr Vater leitete. Ihr früher Tod verhinderte eine hoffnungsvolle Karriere.
Lit.:
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft, Wien 1928, S. 149 -
Oskar JASCHA
Komponist
geb.: 4. 06. 1881
gest.: 9. 01.1948, Wien
Oskar Jascha erhielt seine Ausbildung am Konservatorium und ging dann ins Engagement. Er war Kapellmeister am Theater an der Wien sowie im Stadttheater und komponierte zahlreiche Operetten, darunter „Die Brasilianerin“, die 1923 im Carltheater uraufgeführt wurde und „Revanche“ für das Bürgertheater. Er schrieb aber auch Singspiele wie, „Ade, du liebes Elternhaus“ oder „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“ und Revuen, von denen „In Berlin ist was los“ 1905 am Carl Weiß Theater in Berlin zum ersten Mal in Szene ging. Insgesamt umfasste sein Oeuvre rund 200 Werke.
In den letzten Jahren seines Lebens arbeitete er am Bürgertheater und leitete auch Aufführungen des Großen Rundfunkorchesters.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995, S. 464
Stieger Franz: Opernlexikon, Teil II, Bd.2, Tutzing 1977, S. 534
WSTLA: Biographischer Akt -
Friedrich JASPER
Buchdrucker
geb.: 22. 01. 1847, Wien
gest.: 14. 04. 1938, Wien
Nachdem Friedrich Jasper die Realschule absolviert hatte, erlernte er ab 1866 das Buchdruckergewerbe und übernahm 1869 einen kleinen Betrieb, den er zu einer technisch und organisatorisch vorbildlichen Großdruckerei ausbaute. So führte er 1879 die Stereotypie ein.
1872 gründete er den Deutsch - Österreichischen Buchdruckerverein und war 1899 an der Schaffung des Reichsverbandes der österreichischen Buchdruckereibesitzer, sowie 1904 an der Organisation des Österreichischen Buchdruckertages mitbeteiligt.
Friedrich Jasper, der fast drei Jahrzehnte Gremialvorsteher der Buchdrucker war, widmete sich aber auch der Aus - und Weiterbildung des Nachwuchses durch die Gründung der Lehrlingsfachschule, die später in Gremial und Fortbildungsschule umbenannt wurde. Zu seinen Aktivitäten zählte auch die Umwandlung der Wiener Versuchsanstalt für die Photographie zur Graphischen Lehr - und Versuchsanstalt sowie der Gründung der Sektion für Buchdruck an dieser Anstalt. Schließlich beteiligte er sich an den Bestrebungen der Dudenradaktion zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 3, Graz 1961, S. 85
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 345
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 128
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 219 -
Gerhard JAX
Bühnenbildner
geb.: 3. 08. 1944, Wien
gest.: 1. 01.1990, Wien
Gerhard Jax studierte Architektur und kam in Kontakt mit der Theatertruppe „Die Komödianten“ von Conny Hannes Meyer. In der Folge arbeitete er als Bühnenbildner für diese Gruppe insbesondere ab 1974 in deren festen Domizil im Theater im Künstlerhaus, das durch Umbau des französischen Saales entstanden war.
Daneben war er aber auch an anderen Theatern tätig. 1984 erhielt er für seine Ausstattung von Claudels „Mittagswerk“ im Theater in der Josefstadt die Kainzmedaille verliehen.
Er beschäftigte sich aber nicht ausschließlich mit der Bühnenkunst sondern für das Schafbergbad in Wien schuf er eine Brunnenanlage. Sein Grabmal, das er selbst entworfen hatte, zeigt einen schräg gestellten Kubus.
Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt. -
Erich Adolf JOHANNY
Pfarrer
geb.: 29. 05. 1861, Pleß (Pszczyna) Preuß. Schlesien heute Polen
gest.: 6. 03. 1912, Wien
Der evangelische Theologe studierte an den Universitäten Wien und Krakau. Er legte 1884 die Pfarramtsprüfung ab und promovierte 1886 zum Doktor der Philosophie in Krakau. 1885 wurde er Pfarrer in Gablonz (Jablonec) und kam 1889 als 1. Pfarrer nach Wien - Währing. In seiner Amtszeit erfolgte 1898 der Bau der Lutherkirche durch Ludwig Bach und Theodor Schöne. Ab 1901 wirkte er als Pfarrer in Wien Innere Stadt. Große Verdienste erwarb er sich für den Ausbau der Betreuung der westlich von Wien lebenden evangelischen Diaspora.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Östrreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 2, Graz 1965, S. 123
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 373 -
Dr. Josef KALLBRUNNER
Archivar
geb.: 23. 11. 1883, Langenlois, Niederösterreich
gest.: 29. 03. 1951, Wien
Der Sohn des Apothekers Hermann Kallbrunner, Josef absolvierte das Gymnasium in Krems und studierte anschließend an der Wiener Universität. Nach seiner Promotion zum Doktor der Philosophie (1906) und der Absolvierung des Kurses am Institut für österreichische Geschichtsforschung, trat er in den staatlichen Archivdienst ein. Er begann im Staatsarchiv des Inneren und der Justiz und wirkte hier nur unterbrochen durch seinen Kriegseinsatz im Landsturm (1916 bis 1918) bis zu seinem Wechsel ins Hofkammerarchiv im Jahr 1926. 1918 wurde er zum Archivar und 1926 Oberarchivar im Hofkammerarchiv ernannt. 1930 avancierte er zum Direktor des Hofkammerarchivs.
Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Forschung lag auf dem Gebiet der Wirtschafts - und Sozialgeschichte Wiens. Zu den Publikationen zählten „Die Wiener Polizei im Zeitalter Maria Theresias“ und „Das Wiener Hofquartierwesens und die Maßnahmen gegen die Quartiersnot im 17. und 18. Jahrhundert“. Josef Kallbrunner war auch Schriftleiter der Mitteilungen und des Jahrbuches des Vereins zur Geschichte der Stadt Wien und Herausgeber der Veröffentlichungen des Wiener Hofkammerarchivs.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 3, Wien 1994, S. 435.
Emödi Paul: Wer ist wer, Lexikon österreichischer Zeitgenossen, Wien 1937, S. 175.
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1929, Wien 1929, S. 298. -
Dr. Fritz KERNER von MARILAUN
Geologe und Meteorologe
geb.: 30. 06. 1866, Innsbruck
gest.: 26. 04. 1944, Wien
Der Sohn des Botanikers Anton Kerner von Marilaun (1831 - 1898) sowie Neffe des Juristen und Botanikers Josef Anton Kerner (1829 - 1906) studierte auf Wunsch des Vaters Medizin. Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin 1891 arbeitete er zunächst am Wiener Hygienischen Institut, trat aber 1893, seinen eigenen Neigungen folgend, als Volontär in den Dienst der geologischen Reichsanstalt.
Bis zum Ersten Weltkrieg arbeitete er an der geologischen Landesaufnahme von Dalmatien, verlagerte jedoch sein Tätigkeitsgebiet nach dem Ende Österreich - Ungarns nach Tirol. Für das Kartenblatt Lofer - St. Johann betreute er die Kirchberggruppe, für das Blatt Ötztal den Pinniser Schrofen.
Auf dem Familiengut Marilaun im Gschnitztal richtete Fritz Kerner ein kleines heimatkundliches Museum ein, das vor allem geologische Exponate zeigte.
Mit der Meteorologie erschloss sich Kerner ein neues Wissensgebiet, wobei die Schwerpunkte seiner Forschungen um die Themen Föhn, Schneegrenze und Bodentemperaturen kreisten. Bei zahlreichen Quelluntersuchungen griff er auf zum Teil unveröffentlichtes Material seines Vaters zurück.
Seine geologischen und meteorologischen Kenntnisse prädestinierten ihn paläoklimatologische und päläozoographische Gesamtdarstellungen zu verfassen, wobei er über die Vermittlung von Fakten hinaus, Probleme der Forschung in seine Werke einfließen ließ.
Der Forscher unternahm zahlreiche Reisen, die ihn unter anderem nach Mexiko, in den Sudan, den Orient sowie Spitzbergen führten. 1901 nahm er an der von der Akademie der Wissenschaften initiierten Forschungsreise des Botanikers Richard von Wettstein nach Südbrasilien teil. Während des Ersten Weltkrieges hielt er sich im Auftrag der Akademie der Wissenschaften in Nordalbanien auf.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 3, Graz 1965, S.
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, Wien 1950, S. 115 -
Hermann Potočnik NOORDNUNG
Einer der Begründer der Raumfahrttechnik
Geb.: 22.12.1892 in Pola/Istrien
Gest.: 27.09.1929 in Wien
Potočnik war der Sohn des k.u.k. Marinestabsarztes Dr. Josef Potočnik, geboren in Windisch-Gratz (heute Slovenj Grades in Slowenien), und Maria Potočnik, geboren Kokoschinegg, aus Marburg (heute Maribor in Slowenien).
1894, als der Vater starb, traf die Mutter die Entscheidung, mit den drei Kindern nach Marburg in der Steiermark zu ziehen, wo Hermann Potočnik im Jahr 1903 die fünfklässige Knabenvolksschule abschloss. Nach seiner Matura besuchte er die Technische Militärakademie in Mödling und wurde 1913 als Ingenieur und Unterleutnant, spezialisiert auf Eisenbahn- und Brückenbau, ausgemustert.
1919 wechselte er vom römisch-katholischen Glauben zur evangelischen Kirche A.B.
1918 begann er das Studium an der Maschinenbauschule der Technischen Hochschule in Wien, Unterabteilung für Elektrotechnik, und absolvierte es 1925 als Diplomingenieur. Ende 1928 veröffentlichte Potočnik unter dem Pseudonym Hermann Noordung sein einziges Buch, Das Problem der Befahrung des Weltraums. Der Raketen-Motor, das sein Berliner Verleger Richard Carl Schmidt mit dem offiziellen Erscheinungsjahr 1929 drucken ließ. Darin offenbarte Potočnik seine Pläne zur Eroberung des Alls und Erschaffung von Erdbedingungen. Das Werk enthält zahlreiche originelle Ideen, beispielsweise über die Erzeugung künstlicher Schwerkraft in einer bemannten Raumstation, technische Lösungen zu Fragen der Raumfahrtmedizin, aber auch Warnungen vor den Gefahren, die der raumfahrttechnische Fortschritt mit sich bringt. Er schließt mit dem philosophischen Gedanken über die Selbstverwirklichung der Menschheit, die erst durch die Übertragung der irdischen Kultur auf Großteil von den bisherigen Errungenschaften der Raumfahrttechnik bestätigt. Sein Raketenmotor ist der Vorreiter des modernen Düsenmotors. Potočnik gilt auch als der Erfinder der Synchronbahn für geostationäre Satelliten.
Hermann Potočnik starb am 27. August 1929. Drei Tage später wurde er in der evangelischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs (Sektor 12, Reihe 6, Grabnummer 36) bestattet. Ende der 60er Jahre wurde das Grab aufgelassen. Durch Erkundigung wurde der Standort von Potočniks Grab im Jahr 2012 wiederentdeckt. Auf besonderes Ersuchen hat ihm die Verwaltung der evangelischen Friedhofsabteilung das benachbarte Grab Nr. 35 zugeteilt. Auf diesem Grab ließ die Stadtgemeinde Maribor 2014 zu Ehren des Hermann Potočnik einen Gedenkstein – ein Kenotaph errichten. -
Nicolai KOBELKOFF
Schausteller
geb.: 22. 07. 1851, Wossnesenzsk, Russland
gest.: 19. 01. 1933, Wien
Der Sohn eines Kosaken wurde als einziger aus einer Kinderschar von 16 Kindern ohne Hände und Füße geboren. Er besuchte in Minsk mit sehr gutem Erfolg die Schule und fand mit 18 Jahren eine Anstellung als Rechnungsgehilfe in einem Goldbergwerk. 1870 begab er sich auf Wanderschaft und wurde zur Schaubudenattraktion. 1874 kam er mit einer Zirkustruppe nach Wien und zeigte im Prater als „Rumpfmensch“ seine Künste. Trotz seiner angeborenen Behinderung konnte er schreiben, malen, schießen und Gewichte stemmen.
Er heiratete Anna Wilfert, die Schwägerin seines Chefs und wurde Vater von 11 Kindern. Ab 1920 betrieb er im Prater die in Frankreich gebaute „Manege parisienne“ und den „Tobogan“.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 4., Graz 1966, S. 6
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 129 -
Max KOFFMAHN
Industrieller
geb.: 15. 02. 1855, Warschau, Polen
gest.: 14. 04. 1933, Wien
Max Koffmahn, der Sohn eines deutschen Großkaufmanns, besuchte das Gymnasium in Breslau und ging nach dem Abitur nach Ungarn, um bei der Arbeit in Zucker - und Zementindustrie eine wirtschaftlich - technische Praxis zu erwerben.
1882 gründete er in Wien - Währing die Kisten -und Holzwarenfabrik Max Koffmahn, er wurde damit zum Begründer der Kistenindustrie in Österreich. Um auf dem Laufenden zu bleiben unternahm er zahlreiche Studienreisen nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Als die Fabrik zu klein wurde, errichtete er 1888 im 10. Bezirk eine neue größere Fabrik und als auch diese nicht mehr der gestiegenen Nachfrage entsprach ein neues Werk in Atzgersdorf. Die Unternehmung wurde 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Für seine 1906 gestorbene Gattin ließ er Grabmahl errichten, das mit einem ägyptischen Scheintor und einem griechischen Denker verziert ist.
Er war lange Jahre Obmann der Wiener Sektion des Bundes Österreichischer Industrieller. Für seine Verdienste wurde er mit dem Titel Kommerzialrat ausgezeichnet.
Ab 1915 war er als weltliches Mitglied im Presbyterium der evangelischen Gemeinde A.B. tätig.
Lit.:
Archiv der evangelischen Gemeinde A.B., Z 101/1915
DEHIO - Handbuch Wien X - XXIII. Bezirk, Wien 1996, S. 117
Planer Franz: Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1929, Wien 1929, S. 327f -
Karl KOLARIK
Gastwirt
geb.: 22. 10. 1901
gest.: 26. 04. 1993, Wien
Karl Kolarik übernahm mit 19 Jahren die Gastwirtschaft „Schweizerhaus“ im Wiener Prater und machte sie zu einer bekannten Praterattraktion. Daneben fungierte er unter der Firma Kolarik & Buben als Importeur von Budweiser Bier, das er auch in seinem Betrieb ausschenkte. Diese Unternehmung wurde zu einer Biergroßhandlung für die Einfuhr von hauptsächlich tschechischen, deutschen, englischen und irischen Sorten ausgeweitet
Für seine Verdienste wurde er mit dem Titel Kommerzialrat ausgezeichnet.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Wien 1997, Bd. 5, S. 757. Die Presse v. 4. 5. 1993, S. 15. -
Josef KOLDER
Pfarrer
geb.: 13. 02. 1893, Teschen (Cieszyn) heute Polen
gest.: 23. 09. 1949, Wien
Josef Kolder unterrichtete ab 1921 in Wien und Mödling Religion und verfasst in dieser Zeit auch das Lehrbuch für Kirchengeschichte „Glaube und Kirche in der Geschichte“. 1936 übernahm er als Rektor die Führung des evangelischen Gymnasiums. 1946 wurde er geschäftsführender Pfarrer der Gemeinde A.B. Wien Innere Stadt und blieb dies bis zu seinem frühen Tod.
Lit.:
Rassl Hermann: Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit, 200 Jahre evangelische Gemeinde in Wien, Wien 1993, S. 64 -
Anny KONETZNI (eigentlich Konerczny)
Sängerin
geb.: 12. 02.1902, Ungarisch - Weißkirchen (Bela Crkva) heute Jugoslawien
gest.: 6. 09.1968, Wien
Nach ihrem Studium am Wiener Konservatorium bei Erik Schmedes und in Berlin bei Jacques Stückgold begann Anny Konetzni 1923 als Choristin an der Wiener Volksoper, wurde aber als stimmlos entlassen.
Das eigentliche Debüt als Altistin erfolgte 1926 an der Wiener Volksoper in der Rolle des Adriano in Rienzi von Richard Wagner. Nach Engagements an den Stadttheatern von Augsburg und Elberfeld, wurde sie 1929 als Sopran an das Stadttheater Chemnitz engagiert und sang von 1931 - 1934 an der Berliner Staatsoper.
Dem Wiener Publikum stellte sie sich 1933 als Brünnhilde in der Walküre von Richard Wagner vor und gehörte dann von 1933- 1955 dem Ensemble der Wiener Staatsoper an. Zusammen mit ihrer Schwester Hilde zählte sie zu den Spitzensängerinnen der Staatsoper. Daneben war sie ab 1935 auch bei den Salzburger Festspielen beschäftigt (Isolde, Marschallin) und sang bei Gastspielen an allen wichtigen Bühnen Europas, aber auch in den USA und Südamerika. Zwischen 1934 und 1954 wirkte die Künstlerin auch als Dozentin an der Wiener Musikakademie. In der Hauptsache verkörperte Anny Konetzni die dramatischen Sopranpartien in den Werken von Wagner und Strauss.
Für ihre Leistungen wurde sie 1935 zur österreichischen Kammersängerin, und 1955 zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ernannt. Verheiratet war sie mit dem Mediziner Dr. Albert Wiedmann.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd.3 , Wien 1994, S. 565.
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987 S. 252.
Kutsch Karl J., Riemens Leo: Das Große Sängerlexikon, Bd. 1, Bern 1987, S. 1537. -
Polly KOSS ( verheiratete GUTTMANN)
Soubrette
geb.: 7. 08 1880, Wien
gest.: 15. 04. 1943, Wien
Nach ihrer gesanglichen und schauspielerischen Ausbildung am Wiener Konservatorium debütierte Polly Koss am Sommertheater von Karlsbad. Von dort wurde sie nach Wien ans Theater in der Josefstadt engagiert.
Verheiratete war sie mit dem Oberregisseur und stellvertretenden Direktor des Theaters an der Wien Emil Guttmann.
Lit.:
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1928, Wien 1928, S. 128 -
Rudolf KRISTOFICS - BINDER
Kaufmann, Abgeordneter zum Nationalrat
geb.: 24. 01. 1896, Chakathurn (Cakovec), heute Kroatien
gest.: 22.10. 1969, Wien
Rudolf Kristofics - Binder absolvierte nach dem Besuch der Bürgerschule und der Handelsakademie die Hochschule für Welthandel und schloss sein Studium als Diplomkaufmann ab.
Seine berufliche Karriere verlief äußerst vielseitig. Einerseits war er ein erfolgreicher Kaufmann, der als Adjunkt auf dem Besitz des Grafen Festetits begann und sich über die Funktion eines Disponenten der Firma Atlantis zum Filialleiter in Zagreb (Agram) und Bankbeamten hocharbeitete. In Wien zurück trat er in die Vinzenz Binder OHG Wien ein und war ab 1932 der Alleininhaber. Mit der Übernahme der Firma V. Buid seines Schwiegervaters startete er seine Karriere als selbständiger Unternehmer. Er wurde Vorstandsvorsitzender und geschäftsführender Direktor der Wollwarenverkaufs AG Wien - Günselsdorf und besaß unter anderem das Warenhaus „Bi - Kri“ und war Mitinhaber an den Firmen Mayer & Co bzw. Landau & Co.
Anderseits brachte es seine Tätigkeit mit sich, dass er als Funktionär in diversen Standesorganisationen des Handels und der Kaufmannschaft tätig war. Er übte mehr als zwanzig Jahre die Funktion des Obmanns der Selbständigen Krankenkasse des Handels aus und war auch Obmann der Sektion Handel der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft und Präsident der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie.
Rudolf Kristofics - Binder war auch Obmann der ABC Allgemeinen Beamten Waren Kredit GmbH und Vorstandsmitglied der Wiener Genossenschaftsbank. Der Club der österreichischen Kaufleute wählte ihren Gründer zum Ehrenpräsidenten.
Für seinen Einsatz im Dienste der Wirtschaft erhielt er den Titel Kommerzialrat sowie das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
1938 wurde er von der GESTAPO in Schutzhaft genommen. Von 1945 bis 1949 saß er als Abgeordneter der ÖVP im österreichischen Nationalrat.
Im ersten Weltkrieg diente Kristofics - Binder im Infanterieregiment Nr. 48 und rüstete versehen mit mehreren Kriegsauszeichnungen als Leutnant der Reserve ab.
Lit.:
Orgel Wilhelm: Wer ist wer, Wien 1953, S. 123
Parlamentsdirektion Wien (Hrsg.): Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918 - 1993, Wien 1993, S. 312 Wr. Zeitung v. 28.10.1969 S.4
Wr. Zeitung v. 29.10.1969 S.14 -
Tilly KUTSCHERA
Schauspielerin
geb.: 29. 11. 1890, Wien
gest.: 22. 06. 1920, Wien
Die Tochter des berühmten Schauspielers Viktor Kutschera war ein Publikumsliebling des Wiener Burgtheaters. Besonders hervorgehoben wurde ihre Anmut, Frische und spitzbübische Laune.
Lit.:
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 131 -
Siegmund L´ALLEMAND
Maler
geb.: 8. 08. 1840, Wien
gest.: 24. 10. 1910, Wien
Siegmund L´Allemand war der Neffe des Malers Friedrich L´Allemand, der auf dem Matzleinsdorfer evangelischen Friedhof bestattet liegt. Seine Ausbildung erfuhr der Künstler bei seinem Onkel bzw. an der Akademie bei Christian Ruben.
In seinen Gemälden stellte der Künstler bedeutende Ereignisse der österreichischen Kriegsgeschichte wie „Die Schlacht bei Kolin“ dar und nahm als Kriegsmaler am Schleswig - Holsteinischen Krieg („Das Gefecht bei Oversee“, 1864) und am Italienfeldzug (1866) teil. Viele seiner Bilder befinden sich im Besitz des Heeresgeschichtlichen Museums.
Daneben porträtierte er Mitglieder des Kaiserhauses (Kaiser Franz Joseph I.), des Hochadels und der Generalität.
Lit.:
Der Große Brockhaus, Bd. 11, Leipzig 193215, S. 48
Evangelischer Presseverband (Hrsg.): Prominentengräber Evangelischer Friedhof Wien Matzleinsdorf, Wien 1998, S. 54
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 132
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 272 -
Hermine (Minnie) LANGHEIN
Genremalerin
geb.: 18. 04. 1877, Wien
gest.: 8. 09. 1949, Wien (14.9.)
Sie stellte 1919 auf der Winterausstellung des Künstlerhauses in Wien das Temperagemälde „Schneewittchen bei den sieben Zwergen“ aus. Im selben Jahr findet sich ihr Name unter den Mitgliedern der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs.
Lit.:
Fuchs Heinrich: Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, Ergänzungsband 2, Wien 1979, S. K10 -
Theodor Edler von LERCH
Generalmajor, Schipionier
geb.: 31. 08. 1869, Pressburg (Pozsoni)(Bratislava) heute Slowakei
gest.: 24. 12. 1945, Wien
Der Sohn des k. u. k. Oberst Ludwig Edler von Lerch erhielt seine Ausbildung an der Theresianischen Militärakademie und nachfolgend an der Kriegsschule. Als Oberleutnant kam er nach Czernowitz und ab 1897 als Generalstabsoffizier nach Lemberg. 1902 erfolgte seine Versetzung nach Wien in das Operationsbüro des Generalstabs. 1908 wurde er zum Major befördert.
Seit 1904 befasste sich Lerch mit dem Schilauf und nahm in Lilienfeld Einzelunterricht bei Matthias Zdarsky. Zahlreiche alpine Erstbesteigungen mit Schiern künden von seinem hohen Können. Seine Vielseitigkeit zwingt auch, dass er seit 1904 auch Mitglied des Wiener Rudervereins war.
Auf der Weltausstellung 1908 in Dresden wurde sein Interesse für Japan geweckt und so unternahm er eine Reise nach Japan, bei der er die auf den Erfahrungen des russ. - japan. Krieges aufbauende japanische Truppenausbildung studierte. Er verbrachte die Jahre 1910 bis 1912 als Instruktionsoffizier bei der japanischen Armee und wurde dort zum wichtigsten Bahnbrecher des militärischen und zivilen Schilaufs. 1911 machte er die erste Schibesteigung des Fudjijama.
1912 kehrte er über Korea, die Mandschurei, Peking und Indien nach Wien zurück. Im ersten Weltkrieg arbeitete Oberst Lerch zuerst als Generalstabschef in Galizien und ab 1916 hauptsächlich an der Isonzofront.
Nach seiner Abrüstung und Pensionierung als Generalmajor unternahm er einerseits eine Reihe von Reisen und hielt im In - und Ausland zum Teil auch im Rundfunk Vorträge
Bis 1925 besaß er eine technische Unternehmung und vertrat deutsche und chinesische Firmen.
Theodor Lerch erhielt zahlreiche in - und ausländische Auszeichnungen und Ehrenzeichen unter denen der Kaiser Franz Joseph Orden oder das EK I herausragten. Auf dem Berg Kanaya bei Takata im NW Japans steht ein Bronzestandbild Lerchs auf Schiern.
Lit.:
Bamberger Richard und Maria, Bruckmüller Ernst, Gutkas Karl (Hrsg.):
Österreich Lexikon Bd. 1, Wien 1995, S. 704
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd.4, Wien 1994 S. 42 -
Otto LETITZKY (genannt Scadelli)
Schausteller
geb.: 1887
gest.: 8. 01. 1952, Wien ( 8. 11.)
Der Besitzer des Zaubertheaters „Zum Maxi“ im Wiener Prater begann seine Karriere als Clown, Schwertschlucker und Zauberkünstler. Zu einer Praterattraktion wurde er als Bauchredner mit seiner legendären Puppe „Maxi“. Zwischen 1920 und 1942 gab er 75.000 Vorstellungen. An der Fassade seines Theaters hingen lebensgroße Bilder von Hofzinser und Kratky - Baschik.
In seinem Theater verkaufte Letitzky abergläubischen Menschen auch gedruckte Prophezeiungen.
Lit.:
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 131
Lang Berthold: Praterzauber - Praterzauberer, Lang Berthold: Hokuspokus fidibus, Wien 1984, S. 39f
Allan Albin - Lang Berthold - Zerzawy Kurt: Biographisches Lexikon der Magie, in: Lang Berthold: Hokuspokus fidibus, Wien 1984, S. 78 -
Josef LEWINSKY
Schauspieler
geb.: 20. 09. 1835, Wien
gest.: 27. 02. 1907, Wien
Der Sohn eines Kürschners besuchte das Schottengymnasium und sang als Chorknabe in der Schottenkirche. Er sollte nach dem Willen des Vaters Jurist werden, doch nach dem Tod des Vaters brach er 1852 die Schule ab und wurde Statist am Wiener Hofburgtheater. Nach seiner Schauspielausbildung debütierte er 1854 am Theater an der Wien und kehrte nach Engagements in Bielitz (Bilsko), Troppau (Opava) und Brünn (Brno) 1858 nach Wien zurück, wo er von Direktor Heinrich Laube ans Burgtheater engagiert wurde. Als exzellenter Sprecher faszinierte er sein Publikum unter anderem als Franz Moor (Die Räuber) und Mephisto (Faust) oder auch bei Rezitationsabenden.
Später wirkte Lewinsky auch als Spielleiter am Burgtheater. 1910 erschienen die „Kleinen Schriften dramaturgischen und theatergeschichtlichen Inhalts“, die von seiner Gattin Olga Lewinsky - Precheisen den „Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte“ aus dem Nachlass publiziert wurden.
Lit.:
Bergauer Josef: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien, Wien 1949, S.46, 132, 220, 236
Der Große Brockhaus Bd. 11, Leipzig 193215, S. 366
Eisenberg Ludwig: Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert, Leipzig 1903, S. 597ff
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 293 -
Olga LEWINSKY (geborene Precheisen)
Schauspielerin
geb.: 7. 07. 1853, Graz
gest.: 26. 07. 1935, Wien
Nach dem Willen ihres Vaters, eines Beamten, sollte Olga Precheisen Gouvernante werden und er ließ ihr dafür eine solide Ausbildung zukommen, doch sie tendierte zum Theater stand zum erstenmal 1869 im Grazer Stadttheater als Jolanthe in „König Renés Tochter“ auf der Bühne. Bei einem Gastspiel in Klagenfurt sah sie Josephine Gallmayer und empfahl sie an Heinrich Laube bzw. Josef Lewinsky. Nach dem obligaten Vorsprechen debütierte sie 1871 am Hof -Burgtheater als Jungfrau von Orleans. Bis 1873 blieb sie Mitglied des Hof- Burgtheaters, dann ging sie an das deutsche Landestheater in Prag, das sie jedoch 1876 wieder verließ. In den folgenden Jahren spielte sie erfolgreich ohne fixes Engagement an verschiedenen deutschen Theatern.
Über das Hoftheater Kassel (1879) und Leipzig (1884) kehrte sie 1889 nach Wien an das Hof -Burgtheater zurück und wurde 1900 zur Hofschauspielerin ernannt. Mit der 200. Aufführung der Maria Stuart verabschiedete sich die Künstlerin von ihrem Publikum und ging in Pension.
Trotzdem nahm sie noch einmal für zwei Jahre ein Engagement am königlichen Württembergischen Theater in Stuttgart an und ab 1902 gastierte sie neuerlich ohne feste Verträge an den verschiedensten Bühnen.
Die Schauspielerin wurde zuerst im Liebhaberinnenfach eingesetzt spielte aber später am Burgtheater auch die großen Heroinen. Sie war die Gattin des Hofschauspielers Josef Lewinsky, dessen schriftlichen Nachlass sie 1910 publizierte.
Im Jahr 1909 erhielt sie an der Universität Wien als erste Lektorin einen Lehrauftrag für mündlichen Vortrag.
Lit.:
Eisenberg Ludwig: Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert, Leipzig 1903, S. 597f
Genossenschafts - Kalender für die Fleischhauer in Wien und Umgebung, Wien 1912, S. 84
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 128
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1928, Wien 1928, S. 204 -
Dr. Georg LOTHEISSEN
Chirurg
geb.: 14. 09. 1868, Genf
gest.: 23. 10. 1941, Wien
Der Sohn des Romanisten Ferdinand Lotheissen wuchs zuerst in Genf auf bevor die Familie nach Wien übersiedelte, wo der Vater an einer Oberrealschule unterrichtete. Schon vor seiner Promotion zum Doktor der Medizin arbeite Georg Lotheissen als Prosektor an der anatomischen Lehrkanzel von Emil Zuckerkandl. 1894 wandte er sich der Chirurgie zu und wurde Operationszögling bei Theodor Billroth und dann nach dessen Tod bei dessen Nachfolger Carl Gussenbauer. 1895 ging er als 1. Assistent von Professor Viktor von Hacker nach Innsbruck, wo er sich 1899 habilitierte.
Von 1902 bis 1935 leitete er die chirurgische Abteilung des Kaiser Franz Josef Spitals in Wien. 1915 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors und 1921 wurde er zum Hofrat ernannt. 1936 trat der verdiente Chirurg und anregende Lehrer in den Ruhestand.
Die Leistungen von Georg Lotheissen lagen insbesondere auf dem Gebiet der Radikaloperation von Schenkelhernien, der Lunge, vor allem aber der Speiseröhre. Dabei entwickelte er eine bahnbrechende Technik zur Behandlung von Speiseröhrenrestriktionen. Ebenso wirkte er als Pionier der plastischen Chirurgie, indem er komplette künstliche Speiseröhren einsetzte. Mit der virtuosen Handhabung des Ösophagoskops und der elektrolytischen Sonde entwickelte er die Ösophaguschirurgie seines Lehrers Viktor von Hacker weiter. Für den Fortschritt aufgeschlossen, gelangten bei seinen Operationen die jeweils neuesten Narkosetechniken, wie Ätylchlorid und Sauerstoffnarkose zum Einsatz.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon, Wien, Bd. 4, Wien 1995, S. 97
Lesky Erna: Meilensteine der Wiener Medizin, Wien 1981, S. 120
Mecenseffy Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 117 -
Dr. Wolfgang LOTHEISSEN
Jurist
geb.: 1910
gest.: 1976
Der Sohn von Georg Lotheissen studierte an der Wiener Universität Rechtswissenschaften und brachte es zum Staatsanwalt bzw. Generalanwalt.
1965 widmete er seine grundlegende Arbeit „Arzt und Richter, ihre Wechselbeziehung in der menschlichen Gesellschaft“ dem Andenken seines Vaters.
Lit.:
Mecenseffi Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 221f -
Dipl. Ing. Dr. Franz MAGYAR
Techniker
geb.: 6. 05. 1894, Wien
gest.: 15. 09. 1958, Wien
1946 erhielt Magyar eine ordentliche Professur für Strömungslehre an der Technischen Hochschule in Wien. Bereits ein Jahr später wurde er zum Dekan gewählt und stand schließlich als Rektor an der Spitze der Hochschule.
Aus seiner Feder stammen unter Anderem zwei kurze Monographien über die beiden Flugpioniere Wilhelm Kreß und Igo Etrich.
Lit.:
Österr. Akademie d. Wiss.(Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, Wien 1950, S.149ff
Orgel Wilhelm: Wer ist wer in Österreich, Wien 1953, S. 135
Teichl Robert: Österreicher der Gegenwart, Wien 1951, S. 187 -
Hans MASSMANN
Maler und Radierer
geb.: 10. 07. 1887, Bukarest, Rumänien
gest.: 4. 04. 1973, Wien
Der Portrait, Landschafts - und Genremaler sowie Radierer erhielt seine Ausbildung an der Wiener Akademie der bildenden Künste unter Christian Griepenkerl und Kasimir Pochwalski. Zwei seiner Bilder, „Kinderreigen“ und „Verschneite Alpen“ wurden vom österreichischen Staat und weitere Werke, darunter das „Winterbild aus dem 19. Bezirk“ von der Stadt Wien angekauft. Hans Massmann war seit 1919 Mitglied des Wiener Künstlerhauses an dessen Ausstellungen er sich regelmäßig beteiligte. 1957 wurde ihm der „Goldene Lorbeer“ verliehen.
Lit.:
Fuchs Heinrich: Die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge 1881 - 1900, Bd. 2, Wien 1977, S. K9 -
Heinrich MEDER
Pfarrer
geb.: 7. 11. 1904, Neu - Verbas/ Jugoslawien
gest.: 11. 08. 1985, Wien
Nach seiner Ausbildung war er Vikar in Zagreb (Agram) und ab 1941 Senior und Kirchenpräsident der Batschka. Im Gefolge der Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkrieges gelangte er nach Österreich und arbeitete in der Flüchtlingsseelsorge. Ab dem 1. März 1947 war Pfarrer in Wien - Leopoldstadt und übte dieses Amt zwanzig Jahre aus. Er gründete die gemeinnützige Wohnungs - und Siedlungsgenossenschaft „Neusiedler“.
Lit.:
Amtsblatt für die evangelischen Kirchen in Österreich, August 1985. -
Otto Maria MIETHKE - GUTENEGG
Maler und Illustrator
geb.: 13. 03. 1881, Wien
gest.: 8. 03. 1922, Wien
Der Sohn des Wiener Kunsthändlers H. O. Miethke, war 1901 bis 1902 Schüler bei Kolo Moser, ging aber dann zu Heinrich Knirr nach München. Während seines Aufenthaltes in London wurde er vom Krieg überrascht und war von 1914 - 1918 interniert.
Der Künstler schuf Zeichnungen für die Zeitschrift „Die Opale“ und entwarf 1908 den Buchschmuck zu Fjodor Sollogubs „Buch der Märchen“.
Lit.:
Fuchs Heinrich: Die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge 1881 - 1900, Bd. 2, Wien 1977, S. K19 -
Viktoria (Anna) MODL (geborene Belling )
Regisseurin
geb.: 16. 05. 1872, Breslau
gest.: 7. 09. 1942, Wien
Viktoria Belling war die Tochter von Tom Belling (1843 - 1900), der die Figur des „Dummen August“ kreiert hatte und lange Jahre im Zirkus Renz aufgetreten war. Sie betätigte sich anfänglich wie ihre Brüder Gobert, Tom jr. und Clemens sowie Ihre Schwester Ella im Zirkus als Reiterin, Seiltänzerin, Jongleuse und Trapezkünstlerin. Frank Wedekind, der sie im Zirkus Herzog in Zürich gesehen hatte, verewigte sie in einigen Gedichten. Die beiden Schwestern sollen auch die Vorbilder für Luisa und Radina in „Karl Hauptmanns „Tobias Bundschuh“ sein.
1889 kam sie zum ersten Mal nach Wien und gastierte im Varieté Ronacher und lernte bei dieser Gelegenheit den Volkssänger und Komiker Josef Modl (1860 - 1915) kennen, den sie 1894 ehelichte.
Ab 1904 führte sie während der Sommermonate mit ihrem Mann das Karlsbader Orpheum. Die beiden machten aus dem im Niedergang befindlichen Etablissement ein international angesehenes Unternehmen. Nach dem Tod ihres Mannes legte sie die Direktion zurück und arbeitete in verschiedensten Berufen einige Jahre in den USA. 1930 kehrte sie nach Wien zurück.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 6, Wien 1975, S. 337.
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 1, Wien 1992, S. 316. -
Robert Rudolf MOESSEN
Unternehmer, Gemeinderat
geb.: 4.10. 1852, Glabitsch, Preußen
gest.: 9. 03. 1929, Wien
1874 gründete er eine Unternehmung für Dynamomaschinen, Akkumulatoren, Schalt und Regulierapparate, Elektromotoren und Starkstromanlagen, Messinstrumente, dynamoelektrische Minenzündapparate aber auch für Telefone und Mikrophone. Die Fabrik befand sich in der Alleegasse 53 (heute: Argentinierstraße)
Die Produkte des Unternehmens wurden zwischen 1883 und 1899 auf nationalen und internationalen Ausstellungen ausgezeichnet.
Robert Moessen war auch Gründer der Genossenschaft der konzessionierten Elektrounternehmungen und authorisierter Sachverständiger und Schätzmeister für Elektrotechnik.
Politisch gehörte Moessen der Christlich - Sozialen Partei an und war von 1900 bis 1912 im Wiener Gemeinderat vertreten und wirkte von 1908 bis 1912 als Stadtrat. In diesen Funktionen trat er für die Belange seines Wahlbezirkes Wieden ein und meldete sich bei Fragen, die die Elektrifizierung oder die Wiener Elektrizitätswerke betrafen zu Wort.
Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt
WSTLA: Gemeinderats Akten 1900 - 1912
WSTLA: Stadtrats Akten 1909 - 1912
Briefkopf der Firma Moessen
Reichspost v. 11. 3. 1929, S. 3 -
Dr. Edmund MOJSISOVICS Edler von Mojsvar
Geologe und Alpinist
geb.: 18. 10. 1839, Wien
gest.: 2. 10. 1907, Mallnitz
Edmund war der Sohn des Primararztes am Wiener Allgemeinen Krankenhaus Georg von M. und Bruder des Zoologen August von Mojsisovics. Er studiert Rechtswissenschaften an den Universitäten Wien und Graz und promovierte 1864. Auf seinen zahlreichen Wanderungen in den Alpen widmete sich Edmund Mojsisovics geologischen und geographischen Studien. Zu seinen speziellen Interessen zählte auch die Erdbebenforschung. Seit 1865 wirkte er an der Geologischen Reichsanstalt und wurde 1870 zum Chefgeologen und Bergrat, 1879 zum Oberbergrat und 1892 zum Vizedirektor ernannt.
1871 habilitierte sich Edmund Mojsisovics an der Wiener Universität für spezielle Geologie und wurde schließlich 1891 Wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Ab 1897 leitete er die von der Akademie ins Leben gerufene Erdbebenkommission.
Zahlreiche Ehrungen zeugen von der internationalen Wertschätzung seiner Leistungen, so erhielt er unter anderem 1892 den Orden der Eisernen Krone, 1904 ein Ehrendoktorat der Universität Cambridge bzw. 1905 das Komturkreuz des Franz Josephs - Ordens.
Zu den wichtigen Veröffentlichungen zählen die ab 1880 erscheinenden „Beiträge zur Paläontologie Österreich - Ungarns“, „Das Gebirge um Hallstatt“, „Dolomitenriffe von Südtirol und Venetien“, „Grundlinien der Geologie von Bosnien - Herzegowina“ oder die „Cephalopoden der Hallstätter Kalke“.
Seine Liebe zum Alpinismus stand 1862 Pate bei der Gründung des „Österreichischen Alpenvereins“ zusammen mit Guido Freiherr v. Sommaruga und Paul Grohmann, dessen Kassier er von 1862 bis 1865 war. 1869 hatte er auch Anteil an der Gründung des Deutschen Alpenvereins und unterstützte die 1873 vollzogene Vereinigung zum Deutsch - Österreichischen Alpenverein.
Auf seine Leistungen und Verdienste weist auch sein Grabmal hin, denn vor dem Mosaik einer Alpenlandschaft steht die Marmorbüste des Verstorbenen und davor eine Frauengestalt, die in der einen Hand eine Eule als Symbol der Wissenschaft und in der anderen einen Lorbeerkranz hält.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995 S. 286
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 130
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987 S. 351
Mecenseffy Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 245ff -
Max MONSKY
Generalsekretär der Inneren Mission
geb.: 1876, Ostpreußen
gest.:
Max Monsky gab im Jahr 1912 seine Pfarrer in Krems auf um sich vollinhaltlich der Evangelisation und Gemeinschaftspflege zu widmen und gründete die „Evangelische Gesellschaft in Österreich“, deren Generalsekretär er wurde. Das Versammlungslokal lag im siebenten Bezirk am Urban Loritz Platz.
Einen ersten Höhepunkt bildete die 400 Jahrfeier der Reformation, deren Festakt unter dem Vorsitz von Carl Alphons Witz - Oberlin am 24. September 1917 im Reichstagssaal des Parlaments abgehalten werden konnte. Am folgenden Tag hielt der Generalsekretär ein Referat über „Die Grundlehre von dem allgemeinen Priestertum aller Gläubigen in ihrer Bedeutung für die Gegenwart.“
Von der Macht des Wortes überzeugt, wagte er noch 1949 als er bereits im Ruhestand war, den Versuch öffentlicher Straßenpredigten.
Lit.:
Jaquemar: Innere Mission, Wien 1951, S. 45, 86, 141f
Neuer Krakauer Schreib - Kalender für das Schaltjahr nach der Geburt Jesu Christi 1912, Wien 1912, S. 38 -
Gustav MÜNSTEDT
Schausteller
geb.: 27. 09. 1845
gest.: 22. 07. 1933, Wien
Gustav Münstedt errichtete nach der Donauregulierung im Prater das Hyppodrom Washington und eröffnete 1877 eine Vergnügungshalle, die er Zentralhalle benannte, in der Singspiele und gymnastische Produktionen vorgeführt wurden. In den 80 er Jahren betrieb Münstedt ein mechanisches Bergwerk, ein Schiffskarussel und ließ Riesen und Liliputaner sowie bekannte Tierbändiger auftreten. Als Chef der Münstedt - Kolibri, einer Liliputanertruppe bereiste er fast ganz Europa.
Im Jahr 1901 bot er den Zuschauern „lebender Bilder“ und ab 1902 gestaltete er seinen Betrieb, der sich in der Nähe von Präuschers Panoptikum befand, in ein Kino um. Seine Unternehmung vermachte Münstedt 1933 den beiden Liliputanern Nikolaus und André Marcell. Im Zuge eines Bombenangriffes wurde das Kino zerstört, jedoch anstelle des ebenfalls abgebrannten Phönix - Schaupalastes wieder aufgebaut.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995 S. 322
Havelka Hand: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 129 -
Franz NAVAL (eigentlich: Pogacnik)
Opernsänger
geb.: 20. 10. 1865, Laibach (Ljubljana) heute Slowenien
gest.: 9. 08. 1939, Wien
Der lyrische Tenor erhielt seine Ausbildung zuerst in Laibach vollendete sie aber bei Joseph Gänsbacher in Wien. Sein Debüt feierte der Sänger1888 am Stadttheater in Frankfurt / Main und sang ab 1895 in Berlin an der Hofoper. 1898 erhielt er ein Engagement an der Wiener Hofoper, die er jedoch infolge eines Zerwürfnisses mit Gustav Mahler 1902 wieder verließ. Vom Wiener Publikum verabschiedete er sich als Richard im Maskenball (1902) bzw. in einem Abschiedskonzert im Musikverein.
Es folgte 1903/4 eine Saison an der Metropolitan Opera in New York und anschließend eine neuerliche Verpflichtung in Berlin an der Hofoper bzw. ab 1908 der Komischen Oper.
Franz Naval war in seiner Zeit auch ein bedeutender Liedsänger. Nach dem Ende seiner Sängerlaufbahn lebte er als Gesangspädagoge in Wien.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995 S. 358
Kutsch Karl J., Riemens Leo: Großes Sängerlexikon, Bd. 2, Bern 1987, S. 2078 -
Eugen NEUFELD
Schauspieler
geb.: 6. 12. 1882, Goeding (Hodonin), Mähren heute Tschechien
gest.: 18. 10. 1950, Wien
Der Bruder des Schauspielers und Regisseurs Max Neufeld begann seine Laufbahn unter Josef Jarno am Theater in der Josefstadt, an das auch sein Bruder, der zuerst in der väterlichen Schauspieltruppe aufgetreten war, engagiert wurde.
1913 nahm die Wiener Kunstfilm GmbH die beiden Brüder für den Film „Unter falscher Flagge“, der in Triest gedreht wurde, unter Vertrag. Es folgte 1914 Der Pfarrer von Kirchfeld“. Eugen Neufeld blieb sein Leben lang im Schatten seines Bruders Max, der ihn immer wieder in seinen Filmen beschäftigte. so spielte er im Film „Mayerling“ den Kronprinzen Rudolf. Aber auch andere Regisseure, wie Cziffra, Fleck, Hanus, Kertesz oder L. Kolm holten ihn für ihre Produktionen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hielt seine Karriere an und er wirkte in einer Reihe von Filmen („Wiener. Melodien“, „Anni“, „Liebling der Welt“) und Produktionen des Theaters in der Josefstadt mit.
Lit.:
Akademie der Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon Bd. 7, Wien 1976, S. 83 f
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995, S. 377 -
Gustav PAPPENHEIM
Patentanwalt, Journalherausgeber
geb.: 11. 01. 1838, Wien
gest.: 18. 06. 1907, Wien
Gustav Pappenheim besuchte eine österreichische Mittelschule und nach der Reifeprüfung betrieb er Leipzig und Wien philosophische bzw. technische Studien. Schließlich arbeitete er als Redakteur bzw. Mitarbeiter bei so verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften wie „Presse“, „Wanderer“, „Wiener Lloyd“ oder „Neueste Nachrichten“.
Ab 1867 fungierte er als Zeitungsherausgeber brachte das „Oesterreichische Handelsjournal“, die „Österreichisch - ungarische Metallarbeiter Zeitung“ sowie die „Österreichisch - ungarische Müllerzeitung“ heraus.
Er verfasste auch populärwissenschaftliche nationalökonomische Broschüren und schrieb ein „Populäres Lehrbuch der Müllerei“, das in Österreich und im Deutschen Reich als offizielles Lehrbuch eingesetzt war.
1899 wurde er beim k.k. Handelsgericht als Patentanwalt beeidet und besaß auch ein konzessioniertes Patentbüro.
Lit.:
Kosel Hermann Cl.: Deutsch - Österreichisches Künstler und Schriftstellerlexikon, Bd. 1, Wien 1902, S. 405. -
Dr. Karl PEUCKER
Kartograph
geb.: 15. 06. 1859, Bojanowo bei Posen, Polen
gest.: 23. 07.1940, Wien
Karl Peucker verbrachte seine Jugend in Breslau und besuchte dort auch die Mittelschule, deren Absolvierung aber durch eine dreijährige Tätigkeit in der Landwirtschaft unterbrochen wurde. Nach dem Studium der Geographie an der Universität und der Promotion 1890 übersiedelte er nach Wien und arbeitete als Kartograph. Zahlreiche Atlanten und Karten für Schule und Wissenschaft gingen auf seine Entwürfe zurück.
Seine große Leistung war die Verwendung von Farben für die Geländedarstellung und die Entwicklung des Gesetzes von der adaptiv - perspektivischen Farbenplastik. Über dieses Thema veröffentlichte er zahlreiche Schriften, wie „Schattenplastik und Farbenplastik“.
Nach seiner Habilitierung lehrte er als Dozent an der Hochschule für Welthandel.
Lit.:
Czeike Felix: Biographisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995, S. 533
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft, Wien 1928, S. 257f -
Waldemar PORAK de VARNA
Techniker und Erfinder
geb.: 1880, in Galizien
gest.: 21. 02. 1960, Wien
Der begabte Techniker, der aus einer österreichischen Großindustriellenfamilie stammte, erfand nicht nur eine Gehpuppe sondern 1901 einen „Helicoptere“ (Hubschrauber), der bei 350 kg Eigengewicht 500 kg in die Luft heben konnte. Porak meldete seine Erfindung als Patent an, aber mangels ausreichendem Finanzvermögen, konnte er seine Erfindung nicht kommerziell ausnützen.
Lit.:
Akad. der Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Wien 1983, S. 207
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 405 -
Ludwig PRETSCHER
Praterunternehmer
geb.: 23. 01. 1872, Budapest
gest.: 2. 03. 1928, Wien
Ludwig Pretscher besaß die Grottenbahn „Zum Lindwurm“ und war Obmann des Verbandes der Hüttenbesitzer im Wiener Prater. Am Tag seines Begräbnisses blieben Praterlokale zum Zeichen der Trauer geschlossen.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995, S. 602
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 129 -
Julius PRICE
Tänzer
geb.: 12. 06. 1833, Nischnij - Nowgorod, Russland
gest.: 24. 01. 1893, Wien
Vom Beruf der Eltern geprägt, ergriff auch Julius Price die Tänzerlaufbahn und wurde 1855 an die Wiener Hofoper als Solotänzer und Mimiker engagiert. Er unterrichtete auch am Konservatorium und schuf als Choreograph die Ballette „Saltarello“, „Harlekin als Elektriker“ und gemeinsam mit Karl Groß „ Der Vater der Debütantin“.
Junk Viktor: Handbuch des Tanzes, Hildesheim 1977, S. 185
Ulrich Paul S.: Theater, Tanz und Musik in Deutschlands Bühnengeschehen, Bd.2, Berlin 1985, S. 1186 -
Ernst PRÖCKL
Schauspieler, Regisseur
geb.: 21. 06. 1888, Wien
gest. 4. 12. 1957, Wien
Nach dem Besuch der Realschule ging Ernst Pröckl an die Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst. Sein erstes Engagement fand er am Stadttheater in Mainz und über das königliche Schauspielhaus Dresden und das Schauspielhaus Frankfurt am Main kam er nach Berlin, wo er zwischen 1918 und 1933 an verschiedenen Bühnen spielte. Zwischen 1933 und 1947 war er dann Mitglied des Ensembles des Volkstheaters in Wien und der „Insel“, ehe er ans Burgtheater berufen wurde. Der alte Schäfer Corinnus in „Wie es Euch gefällt“, war die letzte Rolle in der er auftrat.
Zu den Rollen von Ernst Pröckl zählten der Polonius im Hamlet oder der Squenz im Sommernachtstraum, aber auch im zeitgenössischen Repertoire wie der „Hexenjagd“ und dem „Heiligen Experiment“, manchmal auch nur in kleinen Partien zeigte er seine Charakterkunst.
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler betätigte er sich als Sprecher beim Rundfunk zuerst bei der RAVAG und nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Sendergruppe Rot Weiß Rot. Auch in einigen Filmen wirkte er mit, so in „Der letzte Akt“ 1955.
Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt
3. Wiener Theaterbuch, Wien 1959, S. 62 -
Dr. Stefanie PROHASKA - NADHERNI
Vikarin, Fernsehrmoderatorin
geb.: 26. 07. 1915, Teplitz - Schönau (Teplice), heute Tschechien
gest.: 3. 06. 1988, Wien
Nach dem Studium der Theologie an der Wiener Universität unterrichtete sie an verschiedenen Wiener Schulen. Neben ihrem Amt als Vikarin widmete sie sich den Medien und wurde schließlich Leiterin des Amtes der Evangelischen Kirche für Hörfunk und Fernsehen. Einen großen Bekanntheitsgrad erlangte sie als Moderatorin der Fernsehsendung „Christ in der Zeit“.
Zu ihren wesentlichen Publikationen zählt das Werk „Amt und Gemeinde“.
Lit.:
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 128
Who is who in Austria 1983, Wörth 1983, S. 514 -
Johann RATHAUSKY
Bildhauer
geb.: 24. 11. 1858, Wien
gest.: 16. 07. 1912, Wien
Johann Rathausky studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse von Carl Kundmann. Ab 1890 war er Mitglied der Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens, wandte sich zur Jahrhundertwende davon ab und zählte zu den Begründern des Hagenbundes. Doch kehrte er 1905 in die Genossenschaft zurück.
Während seine frühen Werke im Geiste Neobarock entstanden, wandte er sich um 1900 einem gemäßigten Naturalismus zu. Außer Fassadenfiguren für die Versorgungsheimkirche, dem Relief „Die Trauer um Abel“ in der Vorhalle der Luegerkirche und Grabdenkmälern auf dem Wiener Zentralfriedhof, befinden sich seine bedeutenden Werke außerhalb Wiens, wie beispielsweise die Denkmale für Adalbert Stifter und Kaiserin Elisabeth in Linz (1902).
Der Künstler experimentierte aber auch mit Polychromie und neuen Materialien, wie Terralith.
Johann Rathausky beteiligte sich regelmäßig an Ausstellungen des Künstlerhauses, an Wettbewerben und internationalen Ausstellungen. Für sein Schaffen wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet, so erhielt er unter anderem 1895 die Große Goldene Staatsmedaille und 1905 die Silberne Medaille auf der Weltausstellung in Paris.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 8, Wien 1983, S. 431f
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien Bd.4, Wien 1995, S. 637
Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 128, 145 -
Gustav Adolf RAUPENSTRAUCH
Chemiker, Erfinder
geb.: 21. 06. 1859, Bistritz (Bistrita) [Siebenbürgen], heute Rumänien
gest.: 21. 04. 1943, Wien
Bereits während seiner Gymnasialzeit praktizierte der Sohn eines Pastors aus finanziellen Gründen 5 Jahre an einer Apotheke in Bistritz. Er studierte an der Wiener Universität Pharmazie und Chemie und promovierte 1886 zum Doktor der Philosophie. Er begann zunächst eine wissenschaftliche Karriere und beschäftigte sich als Abteilungsleiter an der Lebensmitteluntersuchungsanstalt und chemischen Versuchsanstalt in Wiesbaden mit Desinfektionsmittel und entwickelte ein Verfahren zur Wasserlöslichmachung von Kresolen. Seine Arbeiten führten zur Entwicklung des Lysols, das 1889 in allen Kulturstaaten der Erde patentiert wurde. Seine Erfindung ermöglichte es erst, die von Lister eingeführte Antisepsis ohne die schweren Nebenwirkungen der Karbolsäure in der Medizin zu verwirklichen.
1890 richtete Raupenstrauch in Hamburg die Lysolfabrik Schülke und Mayr ein und leitete in der Folge die Wiener Niederlassung der Unternehmung. 1896 übernahm er diese selbständig unter der Firma „Schülke & Mayr Nfgr Dr. Raupenstrauch.“
Für sein Wirken wurde er mit zahlreichen in - und ausländischen Ehrenzeichen und Anerkennungen gewürdigt.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 8, Wien 1983, S. 440
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 1, Wien 1992, S. 22 -
Dr. Hermann REITZER
Publizist, Wirtschaftswissenschaftler
geb.: 15. 11. 1891, Wien
gest.: 28. 12. 1959, Wien
Hermann Reitzer war der Sohn des Publizisten und Buchhändlers Adolf Reitzer, einem Vorkämpfer für die Beseitigung der Zeitungsstempel und des Kolportageverbotes. Nach der Matura studierte er an der Wiener Universität Rechtswissenschaften. Zu seinen Lehrern zählten unter anderem der Völkerrechtler Heinrich Lammasch oder die Nationalökonomen Eugen von Böhm - Bawerk, Friedrich von Wieser sowie Eugen von Philippovich.
Auf die Promotion zum Dr. jur. folgte eine zweijährige Gerichtspraxis und anschließend ging er ins Kriegsministerium und war mit der Durchführung der von Kaiser Karl I. verfügten Amnestie befasst. Von der jungen Republik wurde er in die parlamentarische Kommission zur Überprüfung der Militärgerichtsbarkeit kooptiert.
Reitzer war auch Obmann des Lese - und Redevereins für Studenten sowie Herausgeber des „Wiener Fremdenblattes“ bzw. Chefredakteur des „Wiener Handelsblattes“ und Mitglied der Concordia. Darüber hinaus gab er eine Biographie von Robert Hammerling und einen Kommentar zum Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb heraus.
1941 verließ er die Heimat und war Leiter der Österreichabteilung von Radio Kairo. In dieser Zeit schrieb er „Recht und Juristen in Abessinien“. Nach seiner Rückkehr aus der Emigration war er Syndikus des „Donaueuropäischen Instituts“ und Chefredakteur des Donaueuropäischen Informationsdienstes. In diesem Sinne schrieb er auch das Werk „Der Donaueuropäische Gedanke“.
Lit.:
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 425
WSTLA: Biographischer Akt -
Paul (Johann) RESS
Landschafts - und Architekturmaler
geb.: 13. 01. 1878, Prag
gest.: 24. 02. 1952, Mödling
Der Sohn des Gesangsprofessors am Wiener Konservatorium Johann Ress studierte zuerst in Stuttgart bei R. Pötzelberger und dann an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Alfred Roller und Alexander D. Goltz. Er war von 1907 - 1909 Mitglied des Hagenbundes und stellte auch bei der Kaiserhuldigungsausstellung 1908 das Ölgemälde „Moserboden“ aus. In den folgenden Jahren war er immer wieder mit Arbeiten bei Ausstellungen des Künstlerhauses vertreten und bot 1917 das Werk „Feldwache in Südtirol“ bei einer Verkaufsausstellung im Palais Auersperg an. Das Bild „Karolingergletscher“ kaufte der König von Italien.
Paul Ress war aber auch ein erfolgreicher Architekt, der für den österreichischen Beitrag bei der Weltausstellung 1905 in Lüttich (Liège) verantwortlich zeichnete. Er wurde mit dem zweiten Preis für Architektur ausgezeichnet und erhielt den belgischen Leopoldorden.
Im Ersten Weltkrieg war er dem Kriegspressequartier als Maler zugeteilt und erhielt das Ritterkreuz des Franz Josephs Ordens.
Lit.:
Fuchs Heinrich: Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, Erg. Bd.2, S. K79.
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1929, Wien 1929, S. 512. -
Volkmar ROGLER
Superintendent H.B.
geb.: 1. 06. 1901, Wien
gest.: 6. 12. 1981, Wien
Im Jahr 1939 übernahm er die Leitung der Inneren Mission für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Seine Grundeinstellung lautete, dass die Kirche in der Welt eine dienende Funktion habe. Ab 1947 war er Pfarrer in der Pfarrgemeinde Wien - Süd und 1955 erfolgte seine Wahl zum Landessuperintendenten.
Lit.:
Karner Peter (Hrsg.): Die evangelische Gemeinde H.B. in Wien, Wien 1986, S. 146 -
Alfred ROLLER
Maler, Graphiker, Bühnenbildner
geb.: 2. 10. 1864, Brünn (Brno) heute Tschechien
gest.: 21. 06. 1935, Wien
Alfred Roller war der Sohn des in Brünn wirkenden Oberrealschullehrers, Malers, Radierers und Fachschriftstellers Josef Roller. Er studierte anfänglich auf Wunsch des Vaters Rechtswissenschaften und daneben Kunstgeschichte an der Universität Wien. Nach seiner Ausbildung an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Peithner von Lichtenfels und Griepenkerl gehörte er 1897 zu den Gründungsmitglieder der Wiener Secession, deren Präsident er 1901 bis 1902 war. Gleichzeitig arbeitete der Künstler an der Zeitschrift „Ver Sacrum“ mit, doch drei Jahre später verließ Roller die Secession.
Seit 1899 lehrte der Künstler an der Wiener Kunstgewerbeschule, deren Direktor er von 1909 bis zu seiner Pensionierung 1934 blieb.. Zu seinen Werken zählt ein Mosaik in der Breitenfelder Pfarrkirche und Malereien in der Pfarrkirche von Breitensee. Alfred Roller zählte auch zu den Begründern des Wiener Werkbundes.
Von entscheidender Bedeutung war jedoch, dass Alfred Roller 1903 von Gustav Mahler als Bühnenbildner an die Hofoper verpflichtet wurde und von 1905 - 1909 das Ausstattungswesen leitete. Die kongeniale Zusammenarbeit mit Gustav Mahler revolutionierte das Musiktheater und befreite es von der Bühnenpraxis des Späthistorismus. An 21 Inszenierungen in der Zeit der Direktion Mahler war er beteiligt.
Einen weiteren Meilenstein für das Theater bildete die Zusammenarbeit mit Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt, die sich in der Gründung der Salzburger Festspiele aber auch in den Ausstattungen bei den Uraufführungen des bayerischen Komponisten (Elektra, Rosenkavalier, Salome, Intermezzo und Ägyptische Helena) manifestierte. 1935 erhielt Roller auch eine Einladung zu den Bayreuther Festspielen. Nach der Gründung des Reinhard - Seminars gab er als Lehrer sein Wissen und Können weiter.
Daneben fand er aber auch noch Zeit als Freier Bühnenbildner an verschiedenen Theatern, wie beispielsweise der Met in New York zu arbeiten.
Ab 1913 arbeitete Alfred Roller in steigendem Maße am Wiener Burgtheater mit dem Schauspieler und Regisseur A. Heine zusammen. Nach dem Ende der Habsburger Monarchie übernahm der Künstler die Leitung des Ausstattungswesens des Burgtheaters und später auch der Staatsoper. Erst 1935 trat er in den Ruhestand und wurde zum Ehrenmitglied der Staatsoper ernannt.
Seit 1906 war Alfred Roller mit der Malerin Mileva Stoisavlievic verheiratet.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995, S. 688 Der Große Brockhaus Bd. 16, Leipzig 193315, S.35
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987 S. 434 f Österr. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Wien 1958, Bd. 10, S. 224 f -
Dr. Otto ROMMEL
Literaturhistoriker
geb.: 12. 06. 1880, Mährisch – Schönberg (Šumperk) heute Tschechien
gest.: 6. 09. 1965, Salzerbad (NÖ)
Otto Rommel studierte nach der Matura Geschichte, Germanistik und klassische Philologie an den Universitäten Wien und Graz und promovierte 1904 zum Dr. phil. 1916 - 1919 leitete er als Direktor die Schwarzwaldschen Mädchenmittelschulen und übernahm von 1919 - 1937 die Direktion in der Bundeserziehungsanstalt in Wien Breitensee. 1929 wurde er zum Hofrat ernannt.
Zu seinen Leistungen als Literturhistoriker zählte die Entdeckung der „Barocktradition im österreichisch - bayrischen Volkstheater“, „Der österreichische Vormärz“ sowie die Herausgabe des „Wiener Musenalmanachs“. Im Besonderen sind seine Forschungen zur Wiener Volkskomödie, die sich in den Werken „Die großen Figuren der Alt - Wiener Volkskomödie“ und „Die Geschichte der Altwiener Volkskomödie von der frühesten Zeit bis zum Tode Nestroys“ niederschlugen, hervorzuheben. Als Herausgeber edierte er die historisch kritischen Gesamtausgaben der Werke von Johann Nestroy, Ludwig Anzengruber und Anton Wildgans sowie Ausgewählte Werke von Nikolaus Lenau und die Novellen von Friedrich Halm. Außerdem gab er 60 Bände der „Österreichischen Klassikerbibliothek „ heraus.
Für seine Leistungen wurde Rommel mit dem Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften und dem Ehrenring der Stadt Wien ausgezeichnet.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995, S. 690
Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 436 -
Georg RUKOWANSKY
k. k. Leibkammerdiener
geb.: 1862
gest.: 22. 05. 1940, Wien
Georg Rukowansky war ursprünglich Leibbüchsenspanner, dann Kammertürhüter und stieg 1906 zu einem der Leibkammerdiener Kaiser Franz Joseph I. auf. Für seine Dienste wurde er mit zahlreichen in - und ausländischen Orden und Ehrenzeichen, beispielsweise dem Kaiser Franz Joseph Orden ausgezeichnet.
Lit.:
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1895, Teil VII, S. 930.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1904, Teil II, S. 1077.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1905, Teil II, S. 1117.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1906, Teil II, S. 886.
Neuer Krakauer Schreib - Kalender für das Schaltjahr nach der Geburt Jesu Christi 1912, Wien 1912, S. 27. -
Dr. Alfred SAXL
Universitätsprofessor
geb.: 12. 12. 1877, Wien
gest.: 12. 03. 1962, Wien
Nach seinem Studium und der 1902 erfolgten Promotion an der Wiener Universität erfolgte die praktische Ausbildung an verschiedenen Kliniken. Im Anschluss an seine Tätigkeit als Sekundar - und Assistenzarzt im Allgemeinen Krankenhaus wurde Alfred Saxl bei Adolf Lorenz, dem Vater des Nobelpreisträgers, von 1908 - 1920 Assistent am Institut für Orthopädische Chirurgie der Universität Wien.
Im ersten Weltkrieg kam er zuerst als Chirurg an die Front und leitete schließlich ein orthopädisches Kriegsspital in Frankstadt (Frenstat pod Radhostem) (Mähren). Als Primar war der Chirurg zuerst in der Heilanstalt „Spinnerin am Kreuz“ und anschließend bis 1938 an der Ersten Orthopädischen Abteilung der Mariahilfer Ambulanz tätig.
Von den Nationalsozialisten wurde Alfred Saxl seines Postens enthoben und schließlich in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte das Ehrenmitglied der „Vereinigung der Orthopäden Österreichs“ noch an der orthopädischen Station der Ersten Chirurgischen Klinik.
Lit.:
Orgel Wilhelm (Bearb.): Wer ist wer in Österreich, Wien 1953, S. 190
Teichl Robert: Österreicher der Gegenwart, Wien 1951, S. 263 -
Dipl. Ing. Dr. Alexander SCHAAF
Schausteller
geb.: 5. 10. 1923, Wien
gest.: 22. 05. 1996, Wien
Alexander Schaaf wurde 1923 im Prater geboren, er stammt aus der ältesten großen Prater - und Schaustellerfamilie, die seit mehr als 130 Jahren in diesem Metier tätig ist. Der Urgroßvater August Schaaf kam aus Sachsen und tourte durch Mitteleuropa mit kleinen Menagerien oder einem Affentheater. Er gründete 1866 seinen ersten Betrieb im Prater und zeigte Riesen und Zwerge, ein Mädchen ohne Arme und Beine und holte den „Rumpfmenschen“ Nikolai Kobelkoff aus Sibirien in seinen Betrieb.
Der Großvater Friedrich Carl brachte die ersten Schaukelpferde in den Prater, die Federn dafür wurden in Paris angefertigt. Als weitere neue Pratersensationen präsentierte er die erste Notenblattorgel, den ersten Cinematographen und die erste Rutschbahn sowie den „Velocipedecircus.“
Ing. Karl Schaaf der Vater von Alexander, war mit der Enkelin von Nikolai Kobelkoff verheiratet eröffnete 1911 das Aeroplankarussell. In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges brannten die meisten Objekte des Praters ab, nur fünf Hütten blieben bestehen. Ing. Karl Schaaf konnte Geldgeber auftreiben und begann mit dem Wiederaufbau.
Alexander Schaaf war im Zweiten Weltkrieg eingezogen worden und in Kriegsgefangenschaft geraten. Im Februar 1946 kam er wieder heim und musste fünf Monate später den Betrieb seines Vaters nach dessen plötzlichen Tod übernehmen. Im Verein mit seinen Geschwistern und Verwandten aus den Familien Kobelkoff und Wilfert gelang nicht nur der Neubeginn sondern es gelang ein kleines Praterimperium aufzubauen, das im Laufe der Zeit den jeweiligen Publikumsinteressen angepasst wurde. 65 der rund 200 Praterbetriebe befinden sich im Besitz der Familie Schaaf oder ihrer Verwandten. Nicht zu Unrecht wurde Alexander Schaaf als „Praterkönig“ tituliert.
Am Tag seines Begräbnisses hatten alle Betriebe der Familie geschlossen und schwarze Fahnen wehrten zum Zeichen der Trauer. Dass die Tradition erhalten bleibt, dafür sorgen eine Tochter, dreizehn Enkel- und fünf Urenkelkinder.
Seine Erfahrungen, Leistungen aber auch Sorge um die Branche brachten es mit sich, dass Alexander Schaaf in zahlreichen Gremien und Institutionen saß und einige auch begründet hatte. So geht auf ihn der Wiener Schaustellerverband oder die Prater - Seelsorge zurück und war er Vorsitzender des Sicherheitsausschusses für Vergnügungsbetriebe in Europa und Ehrenvizepräsident der europäischen Schaustellerunion (ESU), sowie Funktionär in der Wiener Handelskammer.
Unter dem Namen „Liliom“ gehörte er der „Schlaraffia“ an.
Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt Hübner Ralph (Hrsg.): Who is who in Österreich, Cham 1985, S. 928 -
Friedrich Otto SCHACK
Theologe
geb.: 4. 01. 1841, Blödesheim bei Worms (Rheinland - Pfalz)
gest.: 24. 04. 1922, Wien
Nach seinem Studium der evangelischen Theologie (HB) in Gießen besuchte Friedrich Schack das Predigerseminar in Friedberg (Hessen). In der Folge war er von 1863 bis 1865 Pfarrvikar in Lengfeld bei Darmstadt. Die folgenden 14 Jahre verbrachte der Theologe als Pfarrer in Laibach (Ljubljana [Slowenien].
Von 1879 bis 1922 war er dann Erster Pfarrer an der evangelischen Pfarrgemeinde H.B. in Wien. Ab 1880 fungierte Friedrich Otto Schack als Superintendentenstellvertreter, ehe er selbst 1883 dieses Amt übernahm. Zusammen mit Carl Alphons. Witz - Oberlin prägte er das evangelische Leben in Wien und Österreich - Ungarn. 1911 wurde er mit dem theologischen Ehrendoktorat der Universität Wien geehrt. er erhielt auch den deutschen Adlerorden III. Klasse.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 10, Wien 1994, S. 21
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, B.5, Wien 1997, S. 56 -
Theodor Heinrich Otto SCHÄFFLER
Erfinder, Unternehmer
geb.: 15. 10. 1838, Unterheimbach bei Heilbronn (Baden - Württemberg)
gest.: 31. 07. 1928, Wien
Der Sohn eines evangelischen Pfarrers sollte nach dem Willen des Vaters evangelische Theologie studieren, aber absolvierte auf eigenen Wunsch ab 1853 in Stuttgart und schließlich von 18555 - 1859 in Wien eine Mechanikerlehre. Nach einem vierjährigen Auslandsaufenthalt, bei dem unter anderem in London war, kehrte er 1863 nach Wien zurück und war bereits zwei Jahre später Firmenteilhaber an dem Mechanikerbetrieb Egger und Schäffler.
1867 begann er in Zusammenarbeit mit dem englischen Erfinder David Edward Hughes eine österreichische Produktion von dessen Drucktelegraphen aufzubauen, der sich zu einem veritablen Exportartikel entwickelte. Damit war die Zeit reif für den Aufbau einer eigenen Unternehmung, die sich mit dem Telegraphenbau, der Fabrikation galvanischer und elektrischer Apparate, Messgeräten sowie Telefonen befasste und auch eine Werkstätte für mathematische Instrumente umfasste.
Zwischen 1871 und 1896 leitete er auch noch die Postzentralwerkstätte und entwickelte Telegraphen, Messgeräte sowie Telefone. Er baute zwischen 1880 und 1890 alle großen Wiener Telefonzentralen.
Auf der Pariser Weltausstellung (1874) legte Schäffler ein Gegenstück zum Baudot - Telegraphen vor, bei dem erstmalig ein Fünf - Schritt Code von einer alphabetischen Tastatur hergestellt wurde und den reflektierten Binärcode verwendete. 1953 taucht dieser in einem US - Patent wieder auf. In den folgenden Jahren bleibt er der bedeutendste Aussteller und Erfinder auf internationalen Elektrizitätsausstellungen in Paris und Wien (1883). Gezeigt wurden seine Barographen, Thermographen, ein schreibender Regenmesser, sein Hughestelegraph. Morsegeräte und Eisenbahnsignale. Zwischen 1874 und 1895 erhielt er allein oder mit anderen 18 Patente, zwei weitere wurden auf ihn übertragen. 1890 meldete der mehr als aktive Erfinder eine Verbesserung des Kohlekörnermikrophons an.
Über Initiative von Karl Inama von Sternegg übernahm Theodor Schäffler die technische Betreuung der Volkszählung von 1890, bei der Österreich - Ungarn als einziges Land nach dem Vorbild der USA Hollerith Lochkartenmaschinen verwendete. Er verbesserte die Hollerithmaschine und erhielt damit 1895 als erster ein Patent auf eine durch Stöpsel und Kabel bewerkstelligte Programmierungseinrichtung.
Theodor Schäffler war nicht nur ein großer Erfinder und erfolgreicher Unternehmer sondern zeigte auch soziales Verständnis für seine Beschäftigten und errichtete eine Fabriks Kranken - und Aushilfskasse. 1896 erfolgte der Verkauf seiner Telefonbauanstalt, die in der „Vereinigten Telephon und Telegraphenbauanstalt Czaija und Nissl & Co und widmete sich mathematischen Studien.
Für seine Leistungen wurde Theodor Schäffler vielfach ausgezeichnet und geehrt und erhielt unter anderem das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 10, Wien 1994, S. 25f
Czeike Felix: Historisches Lexikon, Bd. 5, Wien 1997, S. 58 -
Georg Adam SCHEID
Unternehmer
geb.: 28. 07. 1837, Schönau Baden, Württemberg
gest.: 3. 04. 1921, Meran
Georg Adam Scheid begann 1853 seine kaufmännische Lehre und arbeitete anschließend in Pforzheim und Stuttgart. 1858 kam er nach Wien und trat in die Werkstätte des Gold - , Silberwarenerzeugers und Juweliers M. Markowitsch ein. Nachdem er die Tochter seines Arbeitgebers geheiratete hatte, wurde er 1862 dessen Teilhaber und der Betrieb in eine OHG mit der Firma Markowitsch und Scheid umgewandelt. Ab 1882 führte Scheid den florierenden Betrieb, der bis zu 300 Arbeiter beschäftigte, wieder als Einzelkaufmann unter dem eigenen Namen. Spezialitäten des Hauses waren Zigarettenetuis, Puderdosen, Schreibgarnituren, Toilettegarnituren sowie Schmuckkassetten, die auch in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Belgien und Spanien großen Absatz fanden.
Zur Sicherung des Rohstoffbedarfs gründete er 1884 die Georg Adam Scheid`sche Affinerie, in der Gold und Silber getrennt (affiniert) und aus Edelmetallabfällen Rohmaterial sowie Halbfertigware, wie Bleche und Drähte erzeugt wurden. Der Betrieb wuchs rasch und deckte nicht nur den eigenen Bedarf sondern exportierte auch ins Ausland und mit der Gründung von Schwesterbetrieben in Budapest (1891), Prag (1920) und Bukarest (1923) reagierte Scheid auf die Marktlage.
1894 traten die Söhne Arthur (1870 - 1897) und Robert (1872 - 1950) sowie sein Neffe Georg (1850 - 1937) als Gesellschafter ein und als sich Georg Adam Scheid 1911 aus dem Geschäftsleben zurückzog übernahmen Robert und Georg Scheid bzw. Robert und sein jüngerer Bruder Ludwig ( 1886 - 1960) die Geschäftsführung.
Nach dem Ersten Weltkrieg brach der Überseemarkt für den Schmucksektor ein und die schlechte Konjunkturlage führten in der Folge zur Liquidation der Schmuckfabrik, während die Affinerie weiterbestand und 1962 durch Fusionierung mit der Ludwig Roessler GmbH zur ÖGUSSA GmbH & Co. KG umgestaltet wurde.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. X, Wien 1994, S. 62f. -
Theodor Edmund SCHMIDT
Industrieller
geb.: 19. 10. 1857, Pest, Ungarn
gest.: 5. 08. 1921, Unterach/Attersee
Er war der jüngste Sohn des Fabrikanten und Süßwarenerzeugers Viktor Anton Schmidt, der 1863 die prot. Firma Viktor Schmidt gegründet hatte. Als die Söhne in die Unternehmung eintraten, erweiterte er 1878 die Firma auf „Viktor Schmidt & Söhne“.
Zusammen mit seinen Brüdern Viktor Ladislaus (1849-1914) und Alfred (1854 - 1923) führte er die Unternehmung, die in alle Kronländer lieferte und auch einen wesentlichen Exportanteil hatte zu neuer Größe. Dies geschah in erster Linie durch den Einsatz der jeweils modernsten Technik für die Produktion aber auch durch die Ausweitung des Verteilernetzes indem in allen Großstädten der Monarchie Detailgeschäfte eröffnet wurden. 1880 wurde in Budapest eine eigene Erzeugung unter der Firma „Victor Schmidt és Fiai“ begründet. 1884 zogen sich der Vater und 1904 Viktor Ladislaus aus der Unternehmung zurück.
Ende des 19. Jahrhunderts war Viktor Schmidt und Söhne der größte Süßwaren - und Backwarenfabrikant Österreich - Ungarns. Die steigende Nachfrage führte schließlich 1905 zur Errichtung einer zweiten Fabrik in Wien.
Lit.:
Akad. d. Wiss. (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 10, Wien 1994, S. 298f -
Fritz SCHRÖDTER
Sänger
geb.: 15. 03. 1855, Leipzig
gest.: 15. 01. 1924, Wien
Fritz Schrödter wollte ursprünglich Maler werden und besuchte die Akademie in Düsseldorf, der Wunsch ans Theater überstieg aber dann dieses Interesse und so trat er in den Chor des Kölner Theaters ein. Er studierte in Köln und nach Auftritten in Hamburg und Bremen kam er nach Berlin ans Friedrich Wilhelm Städtische Theater, wo sein Tenor entdeckt wurde. Auf Anregung von Johann Strauß kam er als Operettensänger ans Deutsche Theater in Budapest, von wo aus er schließlich ans Theater an der Wien engagiert wurde. Nachdem er 1877 Mitglied des Ringtheaters geworden war, folgte er schließlich einem Ruf an das Deutsche Landestheater nach Prag. Hier debütierte er als Morasquin in „Girofle - Girofla“ und sang anfänglich nur Operette, doch fiel sein Tenor dem Direktor des Hauses auf, der ihn in der Folge mit Opernpartien wie dem David (Meistersinger von Nürnberg), Don Ottavio (Don Giovanni) oder dem Herzog in Rigoletto besetzte.
1885 trat er als Gast an der Wiener Hofoper auf und wurde im selben Jahr Mitglied der Hofoper, der er bis 1915 angehörte. Für seine Leistungen erhielt er den Titel Kammersänger.
Zu den bedeutendsten Rollen des Tenors gehörten der Max im Freischütz oder der Loge im Rheingold bzw. Turridu, Canio oder Linkerton im italienischen Fach.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd.5, Wien 1995 S. 148
Eisenberg Ludwig: Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühnen im XIX. Jahrhundert, Leipzig 1903, S. 926 -
Paul Ignatz SCHÜTZ (Pseudonym: Konrad PAULIS)
Dichter und Kaufmann
geb.: 18. 01. 1891, Prag
gest.: 1. 03. 1955, Wien
Der Sohn von Gustav Schütz studierte an der Universität Wien bzw. an der Hochschule für Welthandel und rückte anschließend in den Krieg ein. 1918 rüstete er als Oberleutnant der Reserve ab.
In der Folge trat er in den seit 1770 bestehenden Betrieb für Rauhwaren und Pelzveredelung der Familie J. Z. Schütz als Gesellschafter ein. Darüber nahm er die Stellung eines Direktors in der Ersten Österreichischen Sparkasse ein und stellte seine Erfahrung als Kammerfunktionär zur Verfügung. Für seine Verdienste wurde er mit dem Titel Kommerzialrat ausgezeichnet.
Neben seiner beruflichen startete er parallel unter dem Pseudonym Konrad Paulis eine literarische Karriere. Unter den Gedichtbänden seien „Worte und Lieder für Menschen“ und die „Symphonie in Worten“ erwähnt. In seinen Gedichtbänden „Das Weltkind inmitten“ sowie „Vom ordentlichen Kaufmann“ verband er die Welt der Kaufleute mit der Lyrik und bezog sogar die Bilanzen in die Welt seiner Verse ein. Paul Schütz, zu den Freunden und Förderern von Josef Weinheber gehörte, schrieb auch für den Simplizissimus und die Muskete.
Lit.: Emödi Paul: Wer ist wer, Lexikon österreichischer Zeitgenossen, Wien 1937, S. 317
Lehmanns Wiener Adreßbuch 1938, Wien 1938, Teil II, S. 88
Orgel Wilhelm: Wer ist wer in Österreich, Wien 1953, S. 210
Schmidt Adalbert: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert, Salzburg 1964, Bd. 1, S. 423, Bd. 2, S. 166
Taylor Stephen: Who´s who in Austria, Zürich 1954, S. 438
Taylor Stephen: Who´s who in Austria, Wien 1972, S. 686
Teichl Robert: Österreicher der Gegenwart, Wien 1951, S. 278 -
Gustav SCHÜTZ
Geschäftsmann, Künstler, Kunstsammler
geb.: 23. 07. 1865, Prag
gest.: 13. 03. 1939, Wien
Gustav Schütz besuchte das Gymnasium und studierte anschließend Handelswissenschaften. Anschließend wirkte er als Geschäftsführer der 1770 gegründeten Rauhwaren Großhandlung und Pelzveredelungsfabrik J. Z. Schütz und war Ehrenmitglied der Genossenschaft der Kürschnermeister, Rauhwarenfärber und Zurichter in Wien.
Er hatte aber auch künstlerische Neigungen und galt als talentierter Bildhauer und leidenschaftlicher Kunstsammler. Von ihm stammen zahlreiche Denk - und Grabmäler, so z.B. im Arkadenhof der Universität und verschiedene Ehrengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Er war seit 1927 Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste.
Lit.:
Emödi Paul: Wer ist wer, Lexikon österreichischer Zeitgenossen, Wien 1937, S. 317
Lehmanns Wiener Adreßbuch 1938, Wien 1938, Teil II, S. 88
Taylor Stephen: Who´s who in Austria, Wien 1972, S. 686 -
Gustav SIEGE
Schauspieler, Theaterdirektor
geb.: 4. 05. 1881,Znaim (Znojmo), Tschechien
gest.: 1947, Wien
Gustav siege entstammt einer alten Theaterfamilie und bereits der Urgroßvater Josef S. war Theaterdirektor in Znaim. In seinem Ensemble spielte unter anderem Therese Krones.
Der Großvater Ignaz Siege gastierte mit seiner Truppe in Niederösterreich, Böhmen und Mähren. Sein Vater Adolf S. war seit 1879 Mitdirektor in dem Unternehmen und erbte schließlich den Theaterbetrieb.
Gustav Siege wurde aufgrund der Familientradition schon als Kind vom Theater geprägt, er nahm bei Josef Scheu Gesangstunden und trat als Operettenkomiker und Tenor in Salzburg, Braunschweig, Kiel und Stettin auf. 1908 erhielt er am Stadttheater Bremen ein Engagement doch bis 1913 wechselte er immer wieder zu anderen Bühnen.
1913 übernahm er die Leitung des Marburger Stadttheaters, das er erfolgreich bis zum Ende Österreich - Ungarns führte. Er eröffnete in Marburg auch das Stadtkino.
Für mehr als zwei Jahrzehnte organisierte er im Sommer die deutschen Gastspiele in Trentschin - Teplitz.
Nach 1918 betätigte sich Gustav Siege als Darsteller und Aufnahmeleiter im Film und blieb bis zu seinem Tod in diesem Metier, dennoch hielt er seine Mitgliedschaft im Bühnenverein aufrecht. 1926 wurde er Leiter des Löwenkinos.
Er war Mitglied der Schlaraffia.
Am 1. 10. 1957 wurde seine Urne im Krematorium exhumiert und auf dem evangelischen Friedhof Simmering neu bestattet.
Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft, Wien 1928, S. 314 -
Dr. Erich STÖKL
Pfarrer
geb.: 7. 03. 1871, Wiener Neustadt
gest.: 1950, Wien
War seit 1901 Pfarrer in Sankt Pölten und ab 1905 in Wien Gumpendorf. Die Amtseinführung nahm hier Senior Rudolf Morally vor. Sein Pfarramt übte er bis 1946 aus. Er gehörte auch dem Senioratsausschuss an.
Die evangelisch - theologische Fakultät der Universität Wien verlieh ihm das Ehrendoktorat.
Lit.:
Archiv der evangelischen Gemeinde A.B.: Z 251/1904. Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1923, Teil V, S. 104f. Neuer Krakauer Schreib - Kalender für das Schaltjahr nach der Geburt Jesu Christi 1912, Wien 1912, S. 38. -
Gustav P. STOLLWERCK
Unternehmer
geb.: 7. 05. 1872
gest.: 13. 10. 1951, Wien
Unter den Brüdern Peter Joseph, Heinrich und Karl entwickelte sich die 1839 in Köln gegründete Süßwarenfabrik, ab 1860 zu dem international bedeutenden Unternehmen „Schokoladenfabrik Gebrüder Stollwerck“, das 1902 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Zu dem Konzern gehörten auch Tochtergesellschaften unter der Firma „Gebrüder Stollwerk AG“ in Wien, Preßburg und Kronstadt bzw. die Wiener Automaten Gesellschaft „Brüder Stollwerck & Co in der die Wiener Aktiengesellschaft als Komplementär fungierte. Von seinem Vater Peter Joseph übernahm Gustav die Leitung der Gebrüder Stollwerck AG.
Lit.:
Der Große Brockhaus, Bd. 18, Leipzig 193415, S. 205 Taylor Stephen: Who´s who in Austria, Wien 1967, S. 660 -
Dipl. Ing., Dr. Georg von STRAKOSCH - FELDRINGEN
Industrieller
geb.: 28. 09. 1898, Brünn (Brno), heute Tschechien
gest.: 1938, Wien
Der Sohn von Siegfried Strakosch - Feldringen besuchte das Gymnasium und wurde nach der Matura für drei Jahre zum Kriegsdienst eingezogen. Er rückte in das Festungsartillerie Bataillon 5 ein, besuchte die Offiziersschule und kam in der Folge zur Luftabwehrtruppe an der italienischen Front. 1918 rüstete er als Leutnant der Reserve ab.
Nach dem Krieg begann er seine Studien an der Hochschule für Bodenkultur, wo er 1921 mit dem Diplom Ingenieur abschloss und an der Universität Wien, die er 1922 mit dem Doktorat aus Staatswissenschaften beendete, wobei der Schwerpunkt seiner Interessen auf dem Gebiet der Volkswirtschaft lag.
Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er in landwirtschaftlichen Betrieben in den USA und Kuba und unternahm Studienreisen nach Mittelamerika, Afrika und Kleinasien. Seine Erfahrungen publizierte er in dem Werk „Der Fortschritt der amerikanischen Zuckerindustrie“, das in sieben Sprachen übersetzt wurde.
1924 trat er als Gesellschafter in den Familienbetrieb der Hohenauer Zuckerfabrik ein und übernahm schließlich auch die Leitung sowohl der Fabrik wie des Landwirtschaftsbetriebes.
Ab 1926 war er auch Vorstandsmitglied der Wiener Molkerei.
Georg Strakosch - Feldringen zählte zu den Gründungsmitgliedern des Wiener Rotaryclubs, er war Vorstandsmitglied des Industriellenclubs sowie der Industriellenvereinigung.
Er war mit der amerikanischen Opernsängerin Renee Bullard verheiratet, die von 1929 bis 1931 Mitglied der Wiener Staatsoper angehörte.
Lit.:
Emödi Paul: Wer ist wer, Lexikon österreichischer Zeitgenossen, Wien 1937, S. 340
Klang Marcel: Die geistige Elite Österreichs, Wien 1936, S. 879f Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1928, Wien 1928, S. 331 -
Siegfried von STRAKOSCH - FELDRINGEN
Industrieller
geb.: 19. 05. 1867, Brünn (Brno), Tschechien
gest.: 1933, Wien
Da die Familie seit Anfang des 19. Jahrhunderts ausgedehnte Textilbetriebe in Brünn besaß, wurden die Interessen von Siegfried Strakosch anfänglich in diese Richtung gelenkt. Mit 14 Jahren wurde er vom Vater zur Arbeit in eine Tuchfabrik angehalten und verbrachte dabei die nächsten zwanzig Jahre. Doch wandte er sich schließlich der Landwirtschaft und der Zuckerindustrie zu, holte eine einschlägige Ausbildung nach bzw. erwarb mit Studienreisen in die USA und nach Ägypten Informationen über moderne Produktionstechnologien. Er trat als Gesellschafter in die 1868 gegründete Hohenauer Zuckerfabrik der Familie ein und leitete den rund 6000 ha großen dazugehörenden Landwirtschaftsbetrieb. In den rund 25 Jahren seiner Führungstätigkeit konnte er Ertragssteigerungen bei Weizen, Milch und Zucker um mehr als 100% erreichen.
Als Berater des k..k. Ackerbauministeriums bemühte er sich um die Einführung der landwirtschaftlichen Buchführung. Während des ersten Weltkrieges war er Direktor des Ernährungsamtes.
Siegfried Strakosch - Feldringen war auch Vizepräsident der österreichischen Landwirtschafts-gesellschaft und saß im Verwaltungsrat der Österreichischen Boden Credit Anstalt in Wien.
Als Schüler und Assistent des Botanikers Wiesner widmete er sich pflanzenphysiologischen und biochemischen Studien, deren Ergebnisse er zwischen 1907 und 1913 veröffentlichte. Dabei entwickelte er die Theorie vom assimilatorischen Effekt der Kulturpflanzen. Die Hochschule für Bodenkultur in Wien verlieh ihm das Ehrendoktorat.
Nach 1913 veröffentlichte er volkswirtschaftliche Artikel und Publikationen, darunter ein Werk über die „Grundlagen der Agrarwirtschaft in Österreich“ und war wesentlich an der inhaltlichen Gestaltung der österreichischen Agrarzeitung beteiligt.
Lit.:
Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1928, Wien 1928, S. 331.
Weikert Alfred: Menschen in Niederösterreich, Wien o.J., S. 168. -
Robert STREIT
Maler
geb.: 9. 12. 1885, Gränzendorf bei Reichenberg, (Hraničná) heute Tschechien
gest.: 26. 02. 1957, Wien
Er erhielt seine Ausbildung an der Kunstgewerblichen Staatsfachschule in Gablonz (Jablonec) und von 1905 bis 1912 an der Wiener Akademie der bildenden Künste unter Sigmund L´Allemand und Alois Delug. Studienreisen führten ihn nach Ungarn, Jugoslawien und Polen. Ab 1924 war er Mitglied des Wiener Künstlerhauses.
Im Jahr 1938 fand eine Kollektivausstellung seiner Werke im Künstlerhaus statt und bei dieser Gelegenheit erhielt er den Österreichischen Staatspreis. Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen beginnend mit dem Rompreis 1912 bis zum Goldenen Lorbeer und dem Professorentitel, begleiteten das Schaffen des Portrait - und Landschaftsmalers.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 397 Fuchs Heinrich: Die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge 1881 - 1900, Bd. 2, Wien 1977 S. K114 -
Dr. Johann Michael S(z)ebereny
Militärsuperintendent
geb.: 16. 02. 1845, Schemnitz (Banská Stiavnica), Ungarn heute Slowakei
gest.: 01. 1915, Wien
Der Sohn des Schemnitzer Superintendenten Johann Szebereny besuchte zuerst das Gymnasium der Bergbaustadt und absolvierte anschließend in Eperjes (Presov) den philosophisch - theologischen Kurs. 1845 wechselte er an die Universität Jena, wo er bei einem Wettbewerb der theologischen Fakultät den zweiten Preis machte und schloss seine Studien in Berlin ab.
Nach der Ordination durch seinen Vater ging er 1849 als Prediger nach Deutsch Pilsen (Börzsenyi) ehe er 1853 Pfarrer in der gemischtsprachigen Gemeinde von Egyház - Maróth wurde, wo er sowohl auf ungarisch, als auch deutsch und slowakisch predigte. 1857 trat er die Nachfolge seines verstorbenen Vaters als Stadtpfarrer und Superintendent von Schemnitz an. 1860 wurde er zum Garnisonsprediger in Wien ernannt.
Im Sommersemester 1863 erhielt er den Auftrag als Vertretung für Superintendent Karl Kuzmany praktische Theologie zu lesen und bereits im November desselben Jahres erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor an der evangelisch - theologischen Fakultät. Rund dreißig Jahre übte er sein Lehramt aus.
1869 wurde Johann Michael Szebereny in den geistlichen Beirat des Reichskriegsministeriums mit dem Titel eines Militärsuperintendenten aufgenommen. 1898 erhält er den Rang eines Militärseniors.
Zu seinen Verdiensten zählt auch die Erhaltung des Gymnasiums von Schemnitz, das nach Neusohl (Banská Bystrica) verlegt werden sollte. durch seine Initiativen und Spendenaufrufe konnte die Verlegung verhindert werden.
Lit.:
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1895, Teil II, S. 164. Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1898, Teil VII, S. 1070. Wurzbach Constant v.: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 41, Wien 1880, S. 221 ff. -
Ing. Andor TELEKI
Oberregierungsrat, Unternehmer
geb.: 24. 07. 1883, Pécs (Fünfkirchen) Ungarn
gest.: 1953, Wien
Andor Teleki entstammt einer in Vilany (Ungarn) reich begüterten Familie. Nach der Handelsakademie besuchte er in Wien die Hochschule für Welthandel und wurde anschließend von den Eltern ins Ausland geschickt. Dort sammelte er Erfahrungen in der Industrie und im Bankwesen und vervollkommnete seine Sprachkenntnisse, die es ihm erlaubten sich in acht Sprachen in Wort und Schrift auszudrücken.
Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Artillerie und rüstete 1918 als Oberleutnant ab. Ab diesem Zeitpunkt betätigte er sich als Industrieller zuerst in der Mineralölbranche, schließlich aber im Weinbau. So war er Generaldirektor und Vorstandsmitglied er Teleki - Rebanlagen und Weinhandels AG sowie Geschäftsführer der Österreichischen Rebschulen Teleki GmbH.
Zu den Thema Weinbau und Volkswirtschaft verfasste er Fachbücher und Artikel in Zeitungen und Zeitschriften.
Für seine Bemühungen um den Weinbau wurde er mit in - und ausländischen Auszeichnungen und Ehrenzeichen geehrt. Die ungarische Regierung verlieh ihm den Titel Regierungsrat.
Lit.: Orgel Wilhelm: Wer ist wer in Österreich, Wien 1953, S. 223f Planer Franz: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1928, Wien 1928, S. 340 -
Hans TEMPLE
Maler
geb.: 7. 07. 1857, Littau (Lítovel) Mähren heute Tschechien
gest.: 2. 12. 1931, Wien
Der Künstler studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Hans Canon, der 1885 auch als sein Trauzeuge fungierte, und Heinrich von Angeli und erhielt den Staatspreis für das Bild „Die Wahlbesprechung“ bzw. den Munkaczypreis für „Das Lied“.
Nach zweijähriger Ausbildung in Paris bei Michael von Munkaczy widmete er sich der Darstellung zeitgenössischer Künstler in ihrer Atelieratmospäre, wie beispielsweise „Tilgner am Mozartdenkmal arbeitend“. Für die Bürgermeistergalerie schuf er das Portrait von Hans Strobach.
Bedeutende Werke des Malers sind „ Der Ringtheaterbrand“, „Zur Stadtpost“ oder „Der Krönungszug Karl V.“.
Neben zahlreichen Preisen und Ehrungen erhielt der verdienstvolle Künstler 1927 den Titel Bürger von Wien verliehen.
Lit.: Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 427 Fuchs Heinrich: Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, Bd. 4, Wien 1974, S. K 87
Handbuch der Stadt Wien, 77. Jg, Wien 1963 S. 269 Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 129 -
Otto THIENEMANN
Architekt
geb.: 11. 08. 1827, Gotha
gest.:28. 11. 1905, Wien
Der aus Gotha stammende Künstler absolvierte das Wiener Polytechnikum und die Akademie der bildenden Künste und studierte anschließend in Berlin. Nach seiner Rückkehr 1851, arbeitete er zunächst im Atelier von van der Nüll und Sicard und dann bei Förster.
Acht Jahre lang betätigte sich Thienemann am Streckenbau der Kaiserin Elisabeth Westbahn, ehe er sich Ende der 60 er Jahre selbständig machte und als Chefarchitekt am Bau der Kronprinz Rudolf Bahn mitwirkte.
Zahlreiche Bauten wurden in Wien nach seinen Plänen ausgeführt, zu erwähnen sind vor allem das zwischen 1870 und 1872 im „Hansenstil“ errichtete Doppelgebäude des Österreichischen Ingenieur - und Architektenvereins und des Niederösterreichischen Gewerbevereins in der Eschenbachgasse, der Stephanshof und Grabenhof - letzterer gemeinsam mit Otto Wagner sowie der inzwischen nicht mehr existierende Kärntnerhof in der Kärntnerstraße. Zu seinen Bauten zählten auch das Dianabad, der um 1880 der mit französischen Barockmotiven verzierte Renaissancebau auf dem Bauernmarkt und das Geschäftshaus der Assicurazioni Generali. Für den evangelischen Waisenversorgungsverein entwarf er die Pläne für den Neubau in der Wienstraße 51 (heute Hamburgerstraße 3).
Thienemann nahm auch am Wettbewerb zum Bau des Rathauses teil und erreichte den zweiten Preis.
Er war als weltliches Mitglied des Presbyteriums mit der Funktion des Kirchenvaters betraut.
Lit:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 447 Ginhart Karl: Wiener Kunstgeschichte, Wien 1948, S. 203 Lehmanns Wiener Adreßbuch 1900, Wien 1900, Teil I, S. 121 -
Georg TRAAR
Superintendent A.B.
geb.: 5. 07. 1899, Neusach am Weißensee
gest.: 4. 09. 1980, Wien
Von den studentischen Anfängen an war sein Werk der Jugend gewidmet und so entstand noch während seines Theologiestudiums unter seiner Führung der Jugendbund „Kreuzfahrer“, aus dem später das evangelische Jugendwerk hervorging. Als Jugendpfarrer wurde er 1929 an die zweite Pfarrstelle der Pfarrgemeinde A.B. Wien Innere Stadt gewählt und nach dem Zweiten Weltkrieg baute er das „Evangelische Jugendwerk“ auf, das er auch als Landesjugendpfarrer leitete.
Zahlreiche Institutionen entstanden über seine Initiative, so veranstaltete er 1927 erstmals die „Evangelische Woche“, die zu einer bleibenden Einrichtung wurde und alljährlich vom evangelischen Bildungswerk durchgeführt wird. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er das „Evangelische Hilfswerk“. Fast im Alleingang und gegen mancherlei Widerstand gelang es ihm nach 1945 die evangelische Schule am Karlsplatz wieder aufzubauen.
1946 erfolgte seine Wahl zum Superintendenten der Diözese Wien und dieses Amt bekleidete er 25 Jahre. Er förderte den Ausbau des evangelischen Pressewesens und war bis 1977 Obmann des Presseverbandes. Auch die Herausgabe des Kalenders „Glaube und Heimat“ war sein Werk.
Lit.:
Rassl Hermann: Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit, 2000 Jahre Evangelische Gemeinde in Wien, Wien 1983, S. 58ff. -
Julius TRAUTZL
Bildhauer
geb.: 22. 10. 1859, Arco, heute Italien
gest.: 22. 04. 1958, Wien
Julius Trautzl besuchte die Akademie der bildenden Künste in Wien und war Schüler von Hellmer und Zumbusch. Für seine Entwürfe zum Schmelzthal - Denkmal in Prag und das Schubert - Denkmal in Gablonz (Jablonec) erhielt er erste Preise.
Unter den zur Ausführung gelangten Denkmälern sind beispielsweise die Giebelgruppe am Kaiserbad in Brüx (Most), die Vier Evangelisten in Laxenburg oder die Büste des Geologen Richter zu nennen.
Lit.:
Kosel Hermann Cl.: Deutsch - Österreichisches Künstler - und Schriftsteller Lexikon, Bd. 1, Wien 1902, S. 156f -
Mag. Dr. Emil van TONGEL
Politiker, Apotheker
geb.: 27. 10. 1902, Leitmeritz (Litomerice) heute Tschechien
gest.: 22. 05. 1981, Wien
Emil van Tongel besuchte in Wien das humanistische Gymnasium und begann nach der Reifeprüfung sowohl Pharmazie, als auch Rechtswissenschaften an der Universität Wien zu studieren. Nach seiner Promotion zum Doktor der beiden Rechte konnte er auch das zweite Studium mit dem Magisterium beenden.
Während des Zeiten Weltkrieges war er eingerückt und geriet 1945 in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 in die Heimat zurückkehren konnte. Er zählte zum Gründungskreis um Reimann und Kraus bei der Gründung des VdU aus dem 1956 die FPÖ hervorging: Von 1959 bis 1970 war er Abgeordneter zum Nationalrat und übte vor Friedrich Peter die Funktion des Klubobmannes aus.
Innerhalb der FPÖ bekleidete er das Amt des Bundesfinanz - sowie des Presse und Propagandareferenten und war Mitglied des Bundesvorstandes sowie Landesparteivorstand in Wien.
Darüber hinaus war er Verlagsleiter der Neuen Front und Vizepräsident des „Schwarzen Kreuzes“.
Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt
Anglas Erwin H.: Die Zweite Republik und ihre Repräsentanten, Wien 1960 S. 40
Parlamentsdirektion Wien (Hrsg.): Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918 - 1993, Wien 1993, S. 599 -
Dr. Hermann VETTERS
Geologe
geb.: 31. 07. 1880, Wien
gest.: 6. 10. 1941, Wien
Hermann Vetters besuchte das Gymnasium in Böhmisch Leipa (Ceská Lípa) und studierte anschließend an der Universität Wien. Nach seiner Promotion wurde er 1903 Assistent an der Lehrkanzel für Geologie und wechselte 1908 an die geologische Reichsanstalt. An der Montanistischen Hochschule in Leoben lehrte er als Privatdozent tektonische Geologie.
1914 bis 1918 wurde er der militärischen Bauanstalt Wien als Geologe und Leiter der Instruktionsabteilung für Tiefbohrungen und Bohrbrunnen zugeteilt. Von 1916 bis 1918 diente er dann im Kriegsministerium und rüstete als Oberleutnant Ingenieur des Landsturms ab.
Nach dem Krieg kehrte er in die geologische Bundesanstalt zurück und wurde schließlich deren Chefgeologe.
Hermann Vetters gehörte zu den Gründungsmitgliedern der geologischen Gesellschaft Wien und stand dieser 1934/35 als Präsident vor
Bei zahlreichen Reisen nach Albanien, Syrien, der Bukowina und Dalmatien oder auch in die Westkarpathen machte er geologische Aufnahmen.
Zu seinen großen Leistungen zählt eine Karte der Geologie Österreichs bzw. das Auffinden von Öllagerstätten in Österreich.
Sein Sohn Hermann (1915 - 1993) war Archäologe und machte sich als Direktor des archäologischen Instituts um die Ausgrabungen in Ephesus verdient.
Lit::
Ackerl Isabella, Weissensteiner Friedrich: Österreichisches Personen Lexikon, Wien 1992, S. 501 Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Wien 1997, S. 537 Emödi Paul: Wer ist wer. Lexikon österreichischer Zeitgenossen, Wien 1937, S. 360f
Taylor Stephen: Who´s who in Austria, Wien 1972, S. 781 -
DDr. Karl VÖLKER
Theologe, Historiker
geb.: 1. 12. 1886, Lemberg (Lwiw) heute Ukraine
gest.: 27. 09. 1937, Wien
Karl Völker besuchte das deutsche Gymnasium in Lemberg und studierte anschließend Geschichte an den Universitäten von Wien, Berlin und Leipzig. Nach seiner Promotion zum Doktor der Philosophie und dem theologischen Abschluss wirkte er ab 1912 an der evangelisch - theologischen Fakultät, wo er sich auch habilitierte und als Privatdozent Kirchengeschichte lehrte.
1919 wurde er zum außerordentlichen und 1920 zum ordentlichen österreichischen Professor ernannt. Eine Berufung an die Universität in Königsberg lehnte er ab. Die theologische Fakultät der Universität Breslau verlieh ihm das Ehrendoktorat und das Osteuropa Institut derselben Universität ernannte ihn zum ordentlichen Mitglied. Zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen zeugen von seiner wissenschaftlichen Bedeutung.
Wissenschaftlich beschäftigte er sich mit der Geschichte der Protestanten in Polen und publizierte u. a. über „Toleranz und Intoleranz im Zeitalter der Reformation“ oder „ Die religiöse Wurzel der englischen Aufklärung“.
Seit 1926 war Karl Völker stellvertretender Obmann des Wiener evangelischen Schulvereins.
Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt -
Dr. Albert WIEDMANN
Dermatologe
geb.: 13. 04. 1901, Magdeburg
gest.: 19. 09. 1970, Wien
Nach seinem Studium der Naturwissenschaften und der Medizin an der Wiener Universität, promovierte Albert Wiedmann 1927, doch arbeitete er schon während seines Studiums als Demonstrator unter Rudolf Maresch am pathologisch - anatomischen Institut der Universität.
Seine weitere Ausbildung legte er sehr breit an, denn einerseits war er Operationszögling an der II. chirurgischen Universitätsklinik unter Julius von Hochenegg und andererseits wurde er Hilfsarzt und später Assistent an der II. Hautklinik. 1936 konnte er sich habilitieren und erhielt eine Stelle als Primarius am Rainerspital.
1939 musste er in den Krieg einrücken und wurde 1944 verhaftet und wegen Hochverrats und Zersetzung der Wehrmacht im März 1945 zum Tod verurteilt. Die Vollstreckung konnte gerade noch verhindert werden.
Nach der Befreiung widmete sich Albert Wiedmann dem Wiederaufbau der 1939 geschlossenen II. Hautklinik, deren Vorstand er 1947 wurde. 1950 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor.
Schwerpunkte seiner reichen Forschertätigkeit waren die Pernillen - Monotherapie der Syphilis, der variköse Symptomenkomplex sowie allergologische und immundermatologische Fragestellungen. Für neues aufgeschlossen wurde an seinem Institut das erste Elektronenmikroskop im deutschen Sprachraum installiert.
Professor Albert Wiedmann war der Gatte von Kammersängerin Anny Konetzni.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd.5, Wien 1997, S.626 Orgel Willi (Bearb.): Wer ist wer in Österreich, Wien 1953 S. 244 Teichl Robert (Bearb.): Österreicher der Gegenwart, Wien 1951 S. 336 -
Dr. Edgar WITZ - OBERLIN
Kammeramtsdirektor
geb.: 3. 10. 1873
gest.: 26. 09. 1953, Wien
Der Sohn des Wiener Pfarrers und Oberkirchenrats Carl Alphons Witz - Oberlin studierte an der Universität Rechtswissenschaften. Nach seiner Promotion trat er in den öffentlichen Dienst ein. Er begann als Konzipist in der Finanzprokuratur und kam dann in die Handels - und Gewerbekammer für Österreich unter der Enns. Dort stieg er vom Konsulenten zum Sekretärstellvertreter und Sekretär sowie Kammeramtsdirektor auf. Er erhielt den Titel Hofrat verliehen.
Lit.:
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1904, Teil II, S. 110.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1905, Teil II, S. 112.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1906, Teil II, S. 102.
Lehmanns Wiener Adreßbuch, Wien 1938, Teil I, S. 1459. -
Carl Alphons ( Charles Alphonse) WITZ - OBERLIN
Theologe
geb.: 8. 11. 1845, Diedendorf (Thionville) Elsaß, Frankreich
gest.: 13. 12. 1918, Wien
1871 - 1874 war Carl Alphons Witz - Oberlin Stadtpfarrer in Bischweiler (Bischwiller) im Unterelsaß und wurde 1874 Pfarrer in Wien sowie k.k. geistlicher Oberkirchenrat H.B. Ab 1907 unterrichtete er als ordentlicher Professor an der evangelisch - theologischen Fakultät der Universität Wien praktische Exegese, Missionsgeschichte und reformierte Symbolik. Zahlreiche religionswissenschaftliche Publikationen begleiteten seine Lehrtätigkeit.
Witz - Oberlin war Gründer und Präsident der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich sowie Vorsitzender des österreichischen Hauptvereins der Gustav Adolf Stiftung. Für sein verdienstvolles Wirken wurde er 1885 mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph Ordens ausgezeichnet.
Bei der Einweihung des neuen evangelischen Friedhofes in Simmering sprach Carl Alphons Witz - Oberlin das Weihegebet.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon, Bd. 5, Wien 1997, S. 669 Havelka Hans: Der Wiener Zentralfriedhof, Wien 1989, S. 128 -
Jakob WOLFER
Pfarrer
geb.: 17. 01. 1917, Drohobycz (Drohobytsch) Galizien, heute Ukraine
gest.: 6. 05. 1984, Wien
Jakob Wolfer kam 1938 nach Österreich und bekam bald die Verantwortung für die Gemeinde Wien - Währing übertragen. Nach dem ende des Zweiten Weltkriegs wirkte er vorübergehend in Vorarlberg, kehrte aber schließlich nach Wien - Währing zurück. Hier widmete er sich dem Wiederaufbau der zerstörten Lutherkirche, der Wiedereröffnung der Lutherschule und förderte die Verselbständigung der Gemeinden Ottakring und Döbling.
Außerdem war er übergemeindlich tätig, so übte er unter anderem das Amt des Obmanns des Friedhofsausschusses der Wiener Pfarrgemeinden A.B. und H.B. aus. 1965 wurde er zum Senior gewählt und 1972 zum außerordentlichen geistlichen Oberkirchenrat. -
DDr. Paul von ZIMMERMANN
Universitätsprofessor
geb.: 3. 09. 1843
gest.: 6. 03. 1927, Wien
Paul Zimmermann wurde 1874 Pfarrer in Wien Innere Stadt und übte dies Amt bis 1925 aus. Daneben las er als außerordentlicher Universitätsprofessor Religionsphilosophie an der Wiener Universität.
Beim Begräbnisgottesdienst von Theodor Billroth in der Dorotheerkirche hielt er die Grabrede über das Thema „Der Menschen Sohn ist nicht gekommen der Menschen Seele zu verderben, sondern zu erhalten.“
Lit.:
Neuer Krakauer Schreib - Kalender für das Schaltjahr nach der Geburt Jesu Christi 1912, Wien 1912, S. 38, 85 Mecenseffy Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 90 -
Dr. Adolf ZSIGMONDY
Arzt
geb.: 26. 09. 1816, Preßburg (Pozsoni) (Bratislava) heute Slowakei
gest.: 24. 06. 1880, Wien
Die Familie Zsigmondy stammte aus Budapest und war nach Pressburg übersiedelt, wo der Vater am evangelischen Lyzeum unterrichtete. Nach Studien in Pest und Wien promovierte Adolf Zsigmondy 1840 zum Doktor der Medizin und erhielt seine Spezialausbildung als Operationszögling an der chirurgischen Abteilung von Franz Schuh im Allgemeinen Krankenhaus.
1848 wurde er Primararzt im Leopoldstädter Strafhaus und leitete während der Belagerung von Wien ein Notspital für Verwundete. Als das Strafhaus nach Stein verlegt werden sollte wandte sich Zsigmondy von der Chirurgie ab und beschloss Zahnarzt zu werden. Nachdem er zuerst bei Georg Carabelli die französische Methode der Zahnkonservierung erlernt hatte, sie aber als unbefriedigend empfand, weil die im äußerst mangelhaft gereinigten Zahn eingefüllte Regnard´sche Masse diesen nicht wirklich schützte. Erst als Schüler des Pioniers der wissenschaftlichen Zahnheilkunde Moriz Heider erhielt er eine hervorragende Ausbildung und erlangte 1853 das Magisterium der Zahnheilkunde.
Als schließlich die Strafanstalt 1856 tatsächlich nach Stein verlegt wurde, erfolgte 1857 seine Ernennung zum Primar der Zweiten chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus. Er kam dieser Berufung nach, widmete sich aber parallel dazu der Zahnheilkunde, für die er sich 1868 in Wien habilitierte. Er fertigte eine Sammlung künstlicher Gebisse an, die auf der Pariser Weltausstellung von 1878 preisgekrönt wurden. Die noch heute gebräuchliche Bezeichnung der Zähne gemäß der Federation Dentaire Internationale geht auf ihn zurück.
Nachdem Adolf Zsigmondy ursprünglich auf dem Matzleinsdorfer Friedhof bestattet worden war, erfolgte 1918 seine Umbettung in ein Grab auf dem evangelischen Friedhof Simmering.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 711f Mecenseffy Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 83ff -
Dr. Emil ZSIGMONDY
Bergsteiger
geb.: 11. 08. 1861, Wien
gest.: 6. 08. 1885, in der Dauphiné
Der zweitgeborene Sohn von Adolf Zsigmondy und Bruder des Chemikers und Nobelpreisträgers Richard Zs.( 1865 - 1929), hatte sich wie der Vater der Medizin zugewandt und 1884 promoviert, seine ihm prophezeite Karriere wurde durch seine Leidenschaft für das Bergsteigen jäh beendet.
Der hervorragende Bergsteiger konnte zahlreiche Erstbesteigungen, darunter rund hundert Gipfel mit mehr als 3000 m Seehöhe. Er bildete zusammen mit seinem Bruder Otto eine erfolgreiche Seilschaft, die zahlreiche Erstbesteigungen und Begehungen in den West - und Ostalpen, wie die Große Möseler Nordwand, das „Firndreieck“ und den Feldkopf in den Zillertaler Alpen durchführte. Der Feldkopf wurde nach ihm in Zsigmondy Spitze umbenannt. 1885 gelang den beiden Brüdern die Gesamtüberschreitung des Meije (Dauphiné), doch im selben Jahr stürzte Emil Zsigmondy bei dem Versuch der gemeinsamen Erstbegehung der Meije Südwand ab.
Er betätigte sich auch als Schriftsteller und verfaßte zum Thema Bergsteigen Bücher, so das Werk „Im Hochgebirge“ das E.T. Crompton illustrierte oder „Die Gefahren der Alpen“.
Die Gedenktafel am Familiengrab soll an ihn erinnern.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 712 Kleindel Walter: Das große Buch der Österreicher, Wien 1987, S. 613 Mecenseffy Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 84 -
Dr. Karl ZSIGMONDY
Mathematiker
geb.: 17. 03. 1867,
gest.: 15. 10. 1925, Wien
Der Sohn von Adolf Zsigmondy besuchte das Gymnasium in Hernals und studierte anschließend Mathematik und theoretische Physik an der Wiener Universität. Zu seinen Lehrern zählten Gustav von Escherich, Emil Weyr und Josef Stefan. Nach seiner Promotion zum Doktor der Philosophie im Jahr 1890 verließ er Wien, um seine Studien in Berlin zu vertiefen.
Bereits seine Dissertation „Über die Eigenschaften der Binominal - Reihe und einige Auswirkungen derselben“, zeigte schon seine zukünftigen Interessen. In Berlin widmete sich Karl Zsigmondy 1891/92 dem Studium der Zahlentheorie bei den Professoren Kronecker, Helmholtz und Fuchs. Nach dem Tod von Professor Kronecker verließ er Berlin um sich bei Professor F. Klein in Göttingen weiter zu bilden. Da Göttingen nicht seinen Erwartungen entsprach, setzte er seine Studien in Paris an der Sorbonne und am Collège de France fort.
1893 kehrte er nach Wien zurück, um sich zu habilitieren. Nebenbei besuchte er Vorlesungen bei Professor Leopold Gegenbauer. Als Dozent hielt er Vorlesungen über die Theorie der Kettenbrüche, Kugelfunktionen, die näherungsweise Berechnung von Funktionswerten, arithmetisch - algebraische Analysen sowie über Differential - und Integralrechnung. Gleichzeitig arbeitete Karl Zsigmondy als Assistent an der Wiener Technischen Hochschule. 1899 war er bereits Honorarprofessor und 1902 Extraordinarius und schließlich erhielt er 1905 eine Berufung als ordentlicher Professor an die Deutsche Technische Hochschule in Prag. Doch schon ein Jahr später kehrte er als Ordinarius an die Wiener Technische Hochschule zurück, wo er Vorstand der Lehrkanzel für Mathematik I und ab 1921 bis zu seinem Tod 1925 für Mathematik II war.
Für die Studienjahre 1916/17 bzw. 1920/21 wählte ihn das Professorenkollegium zum Dekan sowie 1918/19 zum Rektor der Hochschule. 1921 erhielt er für seine Verdienste den Titel Hofrat verliehen.
Lit.:
Mecenseffy Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 221f -
Dr. Otto ZSIGMONDY
Bergsteiger, Zahnarzt
geb.: 6. 01. 1860, Wien
gest.: 30. 06. 1917, Wien
Der Sohn von Adolf Zsigmondy, der wie der Vater das Studium der Medizin gewählt und sich auf Zahnheilkunde spezialisiert hatte, bildete zusammen mit seinem Bruder Emil eine erfolgreiche Seilschaft, die zahlreiche Erstbesteigungen und Begehungen, wie die Große Möseler Nordwand, das „Firndreieck“ in den Zillertaler Alpen oder 1885 die Gesamtüberschreitung des Meije (Dauphiné) verzeichnen konnte. Im selben Jahr stürzte sein Bruder Emil bei dem Versuch der gemeinsamen Erstbegehung der Meije Südwand ab. Das Erlebnis des Todessturzes eines Bruders hatte ihn so tief bewegt, dass er seine Habilitationsschrift nicht vollendete und seine wissenschaftliche Karriere, abbrach.
1894 wurde Otto Zsigmondy Präsident des Österreichischen Alpenclubs.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 712 Mecenseffy Grete: Evangelische Lehrer an der Wiener Universität, Wien 1967, S. 84 -
Gustav ZWERNEMANN
evangelischer Geistlicher
geb.: 4. 07. 1872
gest.: 5. 08. 1958
Er studierte evangelische Theologie an den Universitäten Wien und Halle und arbeitete nach Vollendung seiner Studien in verschiedenen niederösterreichischen Pfarren, unter anderem in Floridsdorf (heute Wien). 1897 wurde Zwernemann Pfarrer in Banja Luka (Bosnien) und 1900 Seelsorger der Predigtstation in Ottakring. Schließlich erfolgte seine Ernennung zum Dritten Pfarrer und schließlich seine Aufnahme in den Oberkirchenrat der evangelischen Gemeinde HB. Von 1925 bis 1946 war er Superintendent.
Von der Universität wurde er für seine Leistungen mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet.
Lit.:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 718 Mecenseffy Grete, Rassl Herrmann: Die evangelischen Kirchen Wiens, in: Wr. Geschichtsblätter Bd. 24, Wien 1980, S.108